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Grenzverletzungen in Lehrtherapien – Was können wir aus Beschwerden über Schweigepflichtverletzungen lernen?
Ist Teil von
Die Psychotherapie, 2023-03, Vol.68 (2), p.116-122
Ort / Verlag
Heidelberg: Springer Medizin
Erscheinungsjahr
2023
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Hintergrund
Während Grenzverletzungen in Psychotherapien in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt sind, waren die Besonderheiten der Grenzverletzungen in Lehrtherapien und Lehranalysen bislang kaum Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchungen.
Ziel
Die vorliegende Arbeit beschreibt spezifische Kontextmerkmale einer Ausbildungssituation, die mit dem Auftreten, dem Verlauf und den Folgen von Schweigepflichtverletzungen verbunden sind.
Methode
Es werden 18 anonymisierte Beratungsdokumentationen des Ethikvereins e. V., in denen Schweigepflichtverletzungen im Rahmen einer Psychotherapie-Ausbildung beobachtet werden, qualitativ im Sinne der „Grounded-theory“-Methodologie, angelehnt an Charmaz, ausgewertet. Dazu wird die Software „MAXQDA“ (von VERBI, Berlin) benutzt.
Ergebnis
Die untersuchten Lehrtherapien hatten schädigende Auswirkungen auf die betroffenen Aus- und Weiterbildungskandidaten und -kandidatinnen (AWT). Die Variablen
„Eignungszweifel“, „multiple Rollen des Lehrtherapeuten“
und
„institutionelle Verleugnung der Grenzverletzung“
waren bedeutsame ausbildungsspezifische Charakteristika der untersuchten Schweigepflichtverletzungen.
Die Destruktivität der entgleisten dyadischen Beziehung wurde in den ungünstigen Verläufen durch eine Wiederholung der gestörten Beziehung zwischen AWT und dem Institut potenziert.
Schlussfolgerungen
Schweigepflichtverletzungen können schädigende Grenzverletzungen sein, die im Ausbildungskontext auf weitere Grenzverluste in der Dyade und in der Institution hinweisen können. Es werden verschiedene autonomiefördernde Maßnahmen vorgeschlagen, die Ausbildungsteilnehmende vor Grenzverletzungen besser schützen können.