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Wissen — Glaube — Dichtung. Kosmologie und Astronomie in der meisterlichen Lieddichtung des 14. und 15. Jahrhunderts
Ist Teil von
Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 2008, Vol.137 (1), p.125-129
Ort / Verlag
Stuttgart: S. Hirzel Verlag
Erscheinungsjahr
2008
Link zum Volltext
Quelle
Biblioscout - Franz Steiner Verlag Journals
Beschreibungen/Notizen
Im Zentrum ihrer Untersuchungen steht das erste Spruchbuch Heinrichs von Mügeln, das sich in acht von siebzehn Strophen mit grundsätzlichen Fragen zu Kosmos und Himmelskinematik beschäftigt, nämlich (nach der Zusammenfassung KIBELKAS) mit den Überlegungen zu motor primus und motus duplex, zu generatio et corruptio, zur materia prima und zur creatio ex nihilo, diese aber in einen theologisch geprägten Argumentationsrahmen einbettet und dadurch nach Auffassung Gades für einen anderen Zweck als den der bloßen Wissensvermittlung nutzt. Für diese Interpretation des ersten Spruchbuchs geht GADE mit K. STACKMANN davon aus, daß der Strophenbestand, so wie er in der Göttinger Leithandschrift überliefert ist, auf die Anordnung des Dichters selbst zurückgeht; nur unter dieser Prämisse kann überhaupt von einem innertextualen Diskurs gesprochen werden, in dem ein Umbruch von einer "scholastisch anmutenden, rational argumentierenden" Sprechweise in den kosmologisch-astronomischen Strophen zu einer "hymnisch-preisenden und bilderreichen Sprechweise" (S. 319) der theologischen Ausführungen zu konstatieren ist (was allerdings ebenso gut gegen die Authentiziät der Strophenanordnung sprechen könnte). Daraus kann natürlich nicht auf eine bewußte Auswahl Mügelns aus diesem Text geschlossen werden; eine Gesamtsicht der von Gade benutzten Quellen, die diese nicht nur als Vergleichsmaterial, sondern als Repräsentanten des zeitgenössischen Diskurses über aktuelle Fragen der Astronomie und Kosmologie berücksichtigte, würde wohl deutlich zeigen, daß Mügeln, zumindest was das erste Spruchbuch anbetrifft, an den eigentlichen Fachfragen nicht interessiert ist, sondern sich auf die Aspekte von Astronomie und Kosmologie konzentriert, bei denen es um die prekäre Frage nach der Rolle Gottes in dem aristotelischen Weltmodell geht. Prof. Dr. Frank Fürbeth, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II, D-60629 Frankfurt a.M.