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Die operativen Überlegungen des Chefs des preußischen Generalstabes von 1891 bis 1905, Alfred Graf von Schlieffen, sind seit jeher Gegenstand kontroverser Debatten. Die wichtigste Quellengrundlage stellt seit 1956 das Buch »Der Schlieffenplan« des Historikers Gerhard Ritter dar. Der Aufsatz unternimmt den Versuch, die Entwicklung der Überlegungen Schlieffens auf der Basis einer Neuordnung der von Ritter edierten Quellen neu zu deuten. Nicht die Denkschrift von 1905 – der »Schlieffenplan« –, sondern der Aufmarschplan für 1906/07 war Schlieffens letzter Plan für den Bündniskrieg. Die Analyse der Entwürfe zur Denkschrift zeigt, dass Schlieffen hier einen Angriffskrieg beurteilt, wie er in der ersten Marokkokrise 1905/06 im Auswärtigen Amt ins Auge gefasst worden war. 1912 macht Schlieffen ein letztes Mal Vorschläge zur Organisation und zum Einsatz des Heeres im erwarteten Krieg; auch diese Denkschrift ist kennzeichnend für Schlieffens Umgang mit operativen und strategischen Problemen.