Sie befinden Sich nicht im Netzwerk der Universität Paderborn. Der Zugriff auf elektronische Ressourcen ist gegebenenfalls nur via VPN oder Shibboleth (DFN-AAI) möglich. mehr Informationen...
Abschreckung im Konjunktiv. Macht- und Subjektivierungseffekte von Videoüberwachung auf Demonstrationen
Ist Teil von
Berliner journal für Soziologie, 2019-11, Vol.29 (1-2), p.61-92
Ort / Verlag
Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden
Erscheinungsjahr
2019
Link zum Volltext
Quelle
Worldwide Political Science Abstracts
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Die polizeiliche Videoüberwachung von Demonstrationen wird vor allem für die vermutete Abschreckungswirkung auf die Teilnahmebereitschaft an Demonstrationen kritisiert. Die vorliegende empirische Untersuchung zeigt, dass ihre Wirkungen deutlich komplexer sind. Auf Basis von Gruppendiskussionen mit rechten, linken und (links-)liberalen Demonstrierenden sowie Fußballfans werden die Macht- und Subjektivierungseffekte von Videoüberwachung systematisch in einem Grounded-Theory-Design untersucht. Videoüberwachung löst bei den Betroffenen Unsicherheiten aus, führt zu Reflexionen und produktiven Machtwirkungen wie z. B. der Übernahme polizeilicher Gefahrenkategorien durch die Demonstrierenden. Die Deutung von Videoüberwachung als Abschreckung, Repression, Schutz oder Normalität hängt einerseits mit den Staats- und Polizeibildern der Befragten zusammen und andererseits stark von der Exposition im Protestgeschehen ab. Die Bewertung von Videoüberwachung variiert zudem, je nachdem ob die Einsatzsituationen als konfliktbehaftet oder friedlich wahrgenommen werden. Der Umgang mit Videoüberwachung ist geprägt von protestspektrenspezifischen Sicherheitskulturen, die Handlungssicherheit und damit politische Handlungsfähigkeit auf Dauer herstellen sollen.