Sie befinden Sich nicht im Netzwerk der Universität Paderborn. Der Zugriff auf elektronische Ressourcen ist gegebenenfalls nur via VPN oder Shibboleth (DFN-AAI) möglich. mehr Informationen...
Hunger-Alpträume, Überfluss-Visionen und die Honigkuchenland-Utopie. Bausteine zu einer Geschichte der Emährungsprognostik
Ist Teil von
Die Zukunft auf dem Tisch, p.21-40
Ort / Verlag
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Die Frage, was künftig auf den Tisch kommt, Hoffnungen oder auch Befürchtungen bezüglich des Essens von morgen spielen nicht nur gegenwärtig eine große Rolle in den gesellschaftlichen Diskussionen um die Ernährung. Vielmehr schauen diese Themen auf eine komplexe Geschichte zurück. Der moderne Blick in die Zukunft sollte dies berücksichtigen, denn die Genese der Ernährungsprognostik kann wesentliche Bausteine zu aktuellen Diskussionen beisteuern. Das vermag folgendes Beispiel deutlich zu machen: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts publizierte der bayerische Humanist Joseph Grünpeck seinen „Spiegel der himmlischen, natürlichen und prophetischen Sehungen“. Die Tatsache, dass das astrologisch-prophetische Werk mehrfach aufgelegt wurde, belegt, dass es den Nerv der Zeit traf. Die Augsburger Ausgabe des Jahres 1522 zeigt auf ihrem Titelblatt (Abbildung 1) eine aus den Wolken hervorschauende vierschwänzige Geißel, deren Enden mit den Begriffen „Pestilentz“, „Krieg“, „Hunger“ und „Bächtod“ beschriftet sind. Darunter folgt ein Bibelvers, der den mehrfach vorgebrachten Gedanken reflektiert, die Christenheit sei durch genau diese Geißeln Gottes bedroht: „Ich haimsuch über dises volck / in waffen / in hunger / vnd in perstilentz. Spricht der her got Israhel. Jeremie xxvii“ (Talkenberger 1990: 110ff., 142, 512).