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Harmonie und Versöhnung — Umrisse einer christlichen Ästhetik
Ist Teil von
Konflikt und Versöhnung, p.51-66
Ort / Verlag
Stuttgart: J.B. Metzler
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Wenn wir in den folgenden Abschnitten erste Umrisse der christlichen Ästhetik des 19. Jahrhunderts, soweit sie unser Thema berührt, vorlegen, so tun wir dies, weil die Sättigung des ästhetischen Denkens mit Begriffen aus dem religiösen Wortschatz nicht zu übersehen ist. Das Verhältnis von Religion und Gesellschaft, von theologischer Argumentation und neuen Welterklärungsmodellen stand in den Debatten des 19. Jahrhunderts, mag es sich um die Kontroverse zwischen Orthodoxie und Humanitätsreligion der deutschen Klassik, um die Religionskritik der Linkshegelianer in den vierziger Jahren oder um den Kampf um und gegen den Darwinismus handeln, vom Kulturkampf der siebziger Jahre ganz zu schweigen, nach wie vor im Brennpunkt des öffentlichen Interesses. Die nach 1848 vielfach erfolgten Vermittlungsversuche zwischen Religion und Philosophie, zwischen Religion und Naturwissenschaften, zwischen religiösem Denken und sozialer Frage sind allerdings angesichts einer einseitig am Fortschritt orientierten Geschichtsschreibung weitgehend aus dem Bewußtsein der Gegenwart verschwunden.[1] Erst im Zuge der letzten Jahre ist beispielsweise die »enge Verbindung von Religion und Politik, die Theorie und Praxis des europäischen Konservatismus im 19. Jahrhundert entscheidend prägte«[2], ins Blickfeld einer breiteren Forschung geraten. Ähnliches ist für den Bereich der Verbindungen zwischen Ästhetik und religiösem Denken noch immer zu leisten.[3] Daß religiöses Denken, daß spezifisch christliche Postulate neben dem naturwissenschaftlich-materialistischen Denken das Bewußtsein weiter Kreise der bürgerlichen Intelligenz beeinflußten, hätte eine breit angelegte Studie zu zeigen.