Details

Autor(en) / Beteiligte

• Unseld, Melanie

Titel

Weiblichkeit und Tod: Poetisierung und Verrätselung eines Themas um 1900

Ist Teil von

• Man töte dieses Weib!, p.21-34

Ort / Verlag

Stuttgart: J.B. Metzler

Link zum Volltext

Quelle

Alma/SFX Local Collection

Beschreibungen/Notizen

• »Die Leute pfiffen, beleidigten die Darsteller und den Komponisten, schrien, lachten. […] Eine schön gekleidete Dame in einer Orchesterloge erhob sich und ohrfeigte einen jungen Mann, der in einer Nachbarloge zischte. Ihr Begleiter stand auf und Karten wurden ausgetauscht. Ein Duell folgte am nächsten Tag. Eine andere Dame der Gesellschaft spie einem Demonstranten ins Gesicht.1 — Am 29. Mai 1913 ging im Théâtre des Champs-Elysées in Paris einer der größten Skandale der europäischen Musikgeschichte über die Bühne. Augenzeugen berichten von stürmischen Tumulten, Handgreiflichkeiten und einem Publikum außer Rand und Band: »Der Saal spielte die Rolle, die er zu spielen hatte: Er revoltierte von Anfang an. Man lachte, höhnte, pfiff, ahmte Tierstimmen nach, und vielleicht hätte man allmählich damit aufgehört, wenn nicht die Gruppe der Ästheten und einige Musiker in ihrem übertriebenen Eifer das Logenpublikum beleidigt hätten und handgreiflich geworden wären. Der Tumult artete in ein Handgemenge aus.«2 Kaum noch war der Grund des Krawalls wahrnehmbar: »Die Musik war in den letzten fünfzehn Minuten überhaupt nicht zu hören.«3 Es war die Uraufführung des Balletts Le Sacre du Printemps von Igor Strawinsky, choreographiert von Vaclav Nijinsky.