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Hoffmanns Erzählung ‚Der goldne Topf‘ hat zunächst nur wenig Ähnlichkeit mit der überlieferten Form des Märchens. Was an ihr irritiert, ist nicht allein die realistische Beschreibung des bürgerlichen Alltags, mit ihren genauen Zeit und Ortsangaben. Auch die zentrale Figur der Erzählung, der Student Anselmus, erinnert weniger an einen Märchenhelden, als an den Helden eines Romans. Als ein Kind der ‚neuen Zeit‘ ist er auf die wunderbaren Ereignisse, die plötzlich in sein Leben treten, auf keine Weise vorbereitet. Seine aufgeklärte Denkweise zwingt ihn dazu, über das Geschehene zu reflektieren, um sich das Ungewöhnliche seiner Erfahrungen verständlich zu machen. Für den Helden des Volksmärchens ist es dagegen charakteristisch, daß er die seltsamsten Begebenheiten ohne Verwunderung aufnimmt. Das Wunderbarste erscheint ihm genauso vertraut wie das Gewöhnliche, so daß er, ohne sich weiter zu bedenken, auch den Beistand übernatürlicher Wesen wie etwas Selbstverständliches in Anspruch nimmt. Das Volksmärchen kann deshalb darauf verzichten, das Wesen und die Herkunft der jenseitigen Mächte zu erklären. „Seine Figuren wissen nicht, in was für Zusammenhängen sie stehen; aber sie lassen sich von diesen Zusammenhängen tragen und gelangen zum Ziel.“1