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Zusammenfassung
Hintergrund
Darüber, wie Asylbewerber ihren Zugang zu medizinischer Versorgung erleben, ist wenig bekannt. Ziel dieser explorativen Studie ist, die Perspektive von Asylsuchenden auf ihre medizinische Versorgung in den Punkten subjektive Gesundheit, Inanspruchnahme und Zugang sowie Erleben medizinischer Versorgung zu erfassen.
Studiendesign
Mittels qualitativer problemorientierter Leitfadeninterviews wurden im Zeitraum August bis November 2015 16 Interviews mit Asylbewerbern realisiert, die gesundheitliche Versorgungsleistungen (im ländlichen und städtischen Raum) in Sachsen-Anhalt erhielten bzw. anstrebten. Die teilweise dolmetscherunterstützten Interviews wurden mit einer inhaltsanalytischen Globalauswertung erschlossen.
Ergebnisse
Der zentrale Zugangsweg beginnt über die zuständige Sozialbehörde. Er ist im Erleben der Asylsuchenden hürdenreich und entmündigend. Diese Erfahrungen und die subjektive Gesundheit sind dadurch beeinflusst, wie die Gewährungspraxis durch die „Krankenscheinbürokratie“ der Sozialbehörde zuvor erlebt wurde. Befragte resignieren zunehmend, wenn ihr Bemühen um einen Behandlungsschein wiederholt abgelehnt wird. Wird medizinische Behandlung erreicht, erleben sie das medizinische Personal zumeist als kompetent und trotz Sprachschwierigkeiten und Zeitdruck bemüht und freundlich.
Fazit
Der Abbau der „Krankenscheinbürokratie“ durch einheitliche Regelungen kann eine Erleichterung für Zugang zu und Inanspruchnahme von Gesundheitsversorgung bewirken. Die Einführung der Gesundheitskarte für Asylsuchende würde auch die Entscheidungskompetenz über eine Behandlungsnotwendigkeit aus der Sozialbehörde in das Medizinsystem rückübertragen.