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PODÁNÍ O PÉRÁKOVI
Ceský lid, 1965-01, Vol.52 (3), p.158-164
1965

Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
PODÁNÍ O PÉRÁKOVI
Ist Teil von
  • Ceský lid, 1965-01, Vol.52 (3), p.158-164
Ort / Verlag
Ústav pro Etnografii a Folkloristiku Ceskoslovenské Akademia ved
Erscheinungsjahr
1965
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Der Federmann ist eine sagenhafte Gestalt, die besonders aus der Okkupationszeit speziell unter den Tschechen in dem ehemaligen Protektorát Böhmen und Mähren bekannt ist. Der Federmann soll jemand, der sich mittels auf den Beinen befestigten Federn grosser Springe fähig wurde, sein. Man wusste eigentlich niemals ganz klar, ob es ein Mensch oder ein übernatürliches Wesen wäre. Seine auserordentliche Bewegungsfähigkeit und ausnahmweise Macht sohien eher an die zweite Möglichkeit hinzuweisen. Zur Zeit der Unfreiheit des tschechischen Volkes unter dem nazistischen Joch kämpfte auch diese Vorstellung gegen die Okkupanten. Der Federmann pflegte auch nazistische Soldaten, Gestapos und SS-Männer zu überfallen, den Partisanen zu helfen, das jenen zuge fügte Unrecht die nicht im Stande waren sich zu wehren, zu rächen. Das selbstuerständlich nur in den Erzählungen, in der Flüsterpropaganda. Er Kämpfte aber auch ganz real, half dem antifaschistischen Kampfe auch in der Wirklichkeit: die durch die Federmannsage eingeschüchterten Weiber lehnten die Teilnahme an den Nachtschichten ab, aber auch die Sabotagen wurden durch den »Federmann« oder jemanden, der als ein Federmann getarnt war, gedeckt. Die Machtlosigkeit der Nazi, die sich vergebens um die Er greif ung des Feder manns bemühten, führte zu ihrer Lächerlichmachung. Dies half freilich auch zur Untergrabung ihrer Okkupan tenautorität. Wir befassen uns mit der Entstehung und Funktion dieser Gestallt, die schon vor dem zweiten Weltkriege aus älteren Vorstellungen entstanden ist und die dann eine neue Bestimmung und starke Ausbreitung im Kampfe gegen die Okkupanten erhalten hat. In dieser Form ist sie auch am bekanntesten geblieben und lebt noch heute in den Erinnerungen zahlreicher Personen, die jene Zeiten miterlebt haben. Zuletzt trug der gezeichnete und Trick-Film »Pérák a SS« (Der Federmann und die SS-Männer), welcher kurz nach der Befreiung durch die tschechischen Kinos lief, dazu bei. Aber die Vorstellung des Federmanns überlebte stellenweise noch jene Zeit und manchmal taucht noch ein Gerücht auf, dass sich hie und da der Federmann offenbarte. Meist glauben jetzt an das Umgehen eines Federmanns nur noch kleine Kinder oder ganz einfache Weiber. Die Federmannsage ist für uns von besonderer Bedeutung nicht nur dadurch, dass sie uns eine ausnahmsweise Gelegenheit zum Studium einer ganz jüngst verbreiteten abergläubischen, aber doch in ihrer Art fortschriftlichen Volkstradition bietet, aber auch durch den Beweis, das mit dem Unter gang des Feudalismus die Quellen der Volks fantasie, die zur Hilfe im Kampfe gegen die Unterdrückung auch Mächte aus der Sagen — und Märchenwelt rief, nicht ausgetrocknet sind. Auch während des gesteigerten Kapitalismus war es schliesslich und endlich nicht anders. Sobald die äusseren Umstände der damaligen Unsicherheit des Terrors und Schreckens eine solche Intensität erreichten, daß sie im Stande waren das razionalistische Bewusstsein der breiten Bevölkerungsschichten zurück zu drängen, konnte die in einer gewissen Phase ihrer Darstellung recht unkritische Fama entstehen und verallgemeinern, die an abergläubische Traditionen von phantastischen Wesen und übernatürlicher Erscheinungen mahnt. In der aktiven Aktion eines solchen Wesens gegen den Unterdrücker finden wir eine Analogie zu den antifeudalen Sagen: für diese Analogie stellt uns die Federmannsage einen Typus einer antifaschistischen, antinazistischen Tradition vor.
Sprache
Tschechisch
Identifikatoren
ISSN: 0009-0794
Titel-ID: cdi_jstor_primary_42702363
Format

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