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Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Die deutsche Variante einer Ökonomisierung der Bildung: Markt und Moral. Ein Kommentar zu den Bildungsgutachten im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
Ist Teil von
  • Jahrbuch für Pädagogik, 2009-01, Vol.2009 (1), p.105-123
Ort / Verlag
Peter Lang GmbH
Erscheinungsjahr
2009
Link zum Volltext
Quelle
Free E-Journal (出版社公開部分のみ)
Beschreibungen/Notizen
  • Es gehört zu den modernen Formen demokratischer Öffentlichkeit, dass Regierungen, Parteien und Interessenverbände nicht nur durch ihre hauseigenen Fachleute, Pressesprecher und Lobbyisten auf die politische Meinungsbildung Einfluss zu nehmen versuchen, sondern wissenschaftliche Expertenkommissionen mit der Erstellung von Gutachten beauftragen, die vielfältig einsetzbar sind. Die Expertengremien werden in der Regel nicht so besetzt, dass man harsche Kritik und unliebsame Vorschläge zu erwarten hat, aber sie dürfen auch nicht nur die Position der Auftraggeber - der allgemeinen Erwartung gemäß - bestätigen. Nur wenn eine gewisse Distanz zwischen Auftraggeber und Gutachter gewahrt bleibt können Expertenkommissionen und ihre Gutachten strategische und taktische Möglichkeiten nach innen und außen eröffnen, die dann als Argumente in den internen und externen Auseinandersetzungen eingesetzt werden und ganz unterschiedliche Funktionen erfüllen können: Sie können den Auftraggebern Zeitgewinn versprechen oder gar als Ersatz für politische Entscheidungen stehen. Mit den Reaktionen auf die Gutachten können Stimmungen und Kräfteverhältnisse in dem Feld sondiert werden, man kann Gutachten als Argumente einsetzen und sich zugleich von ihnen distanzieren. Solche Expertenkommissionen, ihre Gutachten und deren Wirkungen, geben allerdings nicht nur Aufschlüsse über die Machtspiele im Feld der politischen Kultur generell, sondern auch über die Wissenschaftsgeschichte der beteiligten Disziplinen und Wissenschaftler, über ihre Nähe zur bzw. Unabhängigkeit von der Politik und partikularen Interessen, über ihre Anfälligkeit für bzw. Unabhängigkeit von herrschenden Begriffen und argumentativen Trends, über ihre offenen und versteckten normativen Annahmen Solche Verflechtungen von Wissenschaftlern werden bei Expertenkommissionen und ihren Gutachten deshalb gut sichtbar, weil den Gutachten in den meisten Fällen keine neuen Forschungen zugrunde liegen, sondern weil sie Berichte über eine immer nicht eindeutige Forschungslage sind, so dass sie notwendiger Weise den wissenschaftlichen Forschungsstand selektiv aufnehmen, interpretieren und oft auch noch in Handlungsempfehlungen übersetzen müssen, also das engere Feld fachwissenschaftlicher Analyse verlassen müssen und damit auch normative Orientierungen und politische Einschätzungen ins Spiel kommen. Als Gegenstand wissenschaftlicher Analyse dürfen Gutachten von Expertenkommissionen also nicht nur als inhaltliche Beiträge zu einem rein wissenschaftlichen Diskurs gelesen, sondern müssen im Kontext ihrer möglichen Funktionen in einem weiteren Diskursfeld interpretiert werden.
Sprache
Englisch
Identifikatoren
ISSN: 0941-1461
DOI: 10.3726/92148_105
Titel-ID: cdi_ingenta_journals_plg_jfp_2009_00002009_00000001_art00007
Format

Weiterführende Literatur

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