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Die Position des Kirchenvaters Origenes, dass die Holle nicht als ein physischer Raum, sondern als ein Bild fur innerseelische Qualen zu begreifen sei, ist in der Spatantike und im Mittelalter wiederholt diskutiert worden. In die Zeit eines erneuten Aufkeimens der bereits zweifach verurteilten Lehre von der Immaterialitat der Holle um 1100 fallt die Entstehung des in rhythmisierter Kunstprosa verfassten deutschsprachigen Textes Himmel und Holle. Auf den ersten Blick scheinen hier Himmel und Holle eindeutig als physische oder geographische Raume dargestellt zu sein. Eine Engfuhrung zwischen den beiden einander gegenubergestellten Raumen aber deckt auf, dass der eigentliche Unterschied zwischen ihnen in der Sunde bzw. der Tugend ihrer Bewohner besteht, nicht in ihren raumlichen Gegebenheiten. Diese sind vielmehr als Allegorien der Sunde bzw. der Tugend gekennzeichnet. Das mittelalterliche Allegorieverstandnis erlaubt, die gleichzeitige Gultigkeit von wortlichem und ubertragenem Sinn anzunehmen. So gelingt es der Literatur, beide theologischen Positionen von der Holle als geographischem oder semiotischem Ort zu harmonisieren.