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Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Joseph Görres' Teutsche Volksbücher und Georg Friedrich Rebmanns Empfindsame Reise nach Schilda: Zur widersprüchlichen Deutungsgeschichte eines 'Volksbuchs'
Ist Teil von
  • Daphnis, 2004-07, Vol.33 (3-4), p.745
Ort / Verlag
Leiden: Brill Academic Publishers, Inc
Erscheinungsjahr
2004
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Die Ackerleute kamen daher mit der untertänigen Vorstellung ein, man möchte doch erlauben, das Getreide erst in die Speicher zu bringen, und führten in der Bittschrift unter andern auch den beleidigenden Grund an, es sei besser, der Rat der Stadt werde noch etwas vom Staub inkommodiert, als daß das Getreide verderbe und niemand etwas zu essen habe im Lande. (2) Mein zweites Beispiel betrifft die Erzählung des Laie- und Schiltbürgerbuchs von der Kuh, die auf eine Mauer gezogen wird, um das "gemeine Gut", also das Gras auf der Mauer, zu nutzen, dabei aber stirbt.25 Rebmann greift diese Erzählung auf, nimmt sie aber zum Ausgangspunkt eines wahren Feuerwerks ironischer Anspielungen und bissiger Sottisen, die den wissenschaftlichen Gestus und die hohle Nichtigkeit zeitgenössischer Wirtschafts- und Staatslehre ebenso aufspießen wie die Gewaltherrschaft einer Obrigkeit, die ihr eigenes Versagen nur durch brutale Gewalt zu bemänteln versteht. Der Bürgermeister war des Dafürhaltens, daß sein Vieh bei solchen Gelegenheiten ihn repräsentiere (!) und seines eigenen Vorzugsrechts genieße: die anderen Herren des Rats (hingegen) meinten, nicht bloß dem Bürgermeister, sondern auch ihnen stehe das Recht zu, sich von Ochsen und Kühen repräsentieren zu lassen, welches sie mit allen großen Herren gemein hätten.27 Nachdem dieser Streit mit zahlreichen juristischen Schriften (die natürlich auch alle zitiert werden), und der Stellungnahme einer berühmten juristischen Fakultät auf insgesamt 15.896 Folio-Seiten zugunsten des Bürgermeisters entschieden worden ist, wird die Kuh, "geputzt wie ein junger Doktor am Promotions tage", nach oben gezogen, gibt dabei aber, "als sie kaum einige Fuß über die Erde war, einen Ton von sich, der mit der Deklamation des Präsidenten der Schiidaischen Akademie bei den pathetischen Stellen seiner Oden oder mit den lieblichen Vorsängerstimmen in der Strahlauer Vorstadt zu Berlin allenfalls verglichen werden könnte".28 Und obwohl der Bürgermeister die lechzende Zunge und die rollenden Augen der Kuh als Sehnsucht nach "dem ätherischen Futter" begeistert begrüßt, fällt sie dennoch herab und ist tot. Hrsg. vom Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin.
Sprache
Deutsch; Englisch
Identifikatoren
ISSN: 0300-693X
eISSN: 1879-6583
DOI: 10.1163/18796583-90000937
Titel-ID: cdi_chadwyckhealey_abell_R04265364

Weiterführende Literatur

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