Sie befinden Sich nicht im Netzwerk der Universität Paderborn. Der Zugriff auf elektronische Ressourcen ist gegebenenfalls nur via VPN oder Shibboleth (DFN-AAI) möglich. mehr Informationen...

Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Nach Jerusalem!‘ Eine böhmisch-österreichische Stiftungsinitiative für Palästina aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
Ist Teil von
  • Judaica Bohemiae, 2010, Vol.XLV (2), p.49-72
Ort / Verlag
Židovské Muzeum v Praze
Erscheinungsjahr
2010
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Am 18. August 1855 richtete Elise Herz (1788–1868), die älteste Tochter des Prager Großhändlerehepaars Simon (1766–1845) und Babette Lämel (1770/71–1853), ein Schreiben an die Vorstände der Wiener und Prager Israelitischen Kultusgemeinden, in dem sie ihre Absicht erläuterte, eine Stiftung in Palästina ins Leben zu rufen. IhrenWunsch, eine Kinderbewahranstalt in Jerusalem zu errichten, begründete sie mit dem Hinweis auf kindliche Pietät, die sie dem Andenken ihrer Eltern, insbesondere ihres 1845 verstorbenen Vaters, schulde. Ausführlich schildert Elise Herz daher Charakter und Person Simon Lämels, wobei weniger dessen gesellschaftlicher oder gar ökonomischer Erfolg, als vielmehr seine religiöse Überzeugung im Vordergrund steht. Diese sei geprägt gewesen von einer innigen Verbundenheit mit dem Glauben seiner Vorfahren, was sich gleichermaßen in seinem Festhalten an der jüdischen Tradition wie auch in dem Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einem ethnisch-religiösen Kollektiv widergespiegelt habe. Beide Ebenen, die alltägliche, auf der sich religiöses Selbstverständnis in Form einzelner Handlungen manifestiert, und die ideelle, die den dazu erforderlichen Deutungsrahmen schafft, dienen der Stifterin dazu, das Leben ihres Vaters in eine scheinbar ungebrochene Traditionskette jüdischer Existenz einzureihen. In ähnlicher Weise verortet sie ihre eigene Person, indem sie den Stiftungsakt als eine Erfüllung des vierten Gebots deutet, was über eine bürgerliche Trauer- und Gedächtniskultur hinaus in die Sphäre religiöser Praktiken verweist. Darüber hinaus begreift sie sich als Teil einer in Zeit und Raum erfahrbaren jüdischen Geschichte, die sie von „Stätten“ sprechen lässt, „die uns durch Religion und Geschichte unseres Volkes stets heilig, ehrwürdig und theuer bleiben werden“. Doch scheint kein mythischer Schauplatz evoziert, sondern ein realer Ort der Gegenwart, Jerusalem in Palästina, ein Teil des osmanischen Herrschaftsgebietes, in dem Elise Herz ihr philanthropisches Unternehmen umsetzen möchte.
Sprache
Deutsch
Identifikatoren
ISSN: 0022-5738
Titel-ID: cdi_ceeol_journals_191929
Format
Schlagworte
Jewish studies

Weiterführende Literatur

Empfehlungen zum selben Thema automatisch vorgeschlagen von bX