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Die Studie wirft die Frage auf, welche Folgen es für die Mittelaltergermanistik hätte, von den Paradigmen »Philologie« und »Literatur« auf das Paradigma »Text« umzustellen. Sieben Kapitel spüren dieser Frage nach, erproben ihre Potentiale und bieten disziplingeschichtlich informierte Antworten. Anhand des »Nibelungenlied« werden Möglichkeiten synoptischer Textlektüren diskutiert. An die Stelle des Gegensatzes von Minnesang und Sangspruchdichtung tritt die Suche nach dem Politischen der Lyrik. Mit »Inschriftlichkeit« und »Urkundlichkeit« werden lang übersehene Formen von Schriftlichkeit ins Rampenlicht gerückt. Historisch orientierte Erzählungen lassen eingespielte disziplinäre Grenzziehungen fragil erscheinen. Netzwerkanalysen visualisieren Personenbeziehungen und machen die Prominenz mittelalterlicher Autoren sichtbar. Ein Rückblick auf die Fiktionalitätsdebatte eröffnet Räume, um über mittelalterliche Erzählwelten nachzudenken – und die Unterscheidung von Text und Literatur bietet schließlich den Anlass für die Frage, was eine mediävistische »Textwissenschaft« sein könnte. Auf breiter Grundlage wird also Grundlegendes verhandelt und werden Optionen gesucht für eine Mittelaltergermanistik des 21. Jahrhunderts. Dieser Band wird 36 Monate nach Erscheinen mit der Lizenz CC BY Open Access gestellt
What if medieval German studies scholars no longer limited their thinking and acting to "philology" and "literature," and instead understood their research as text scholarship? This book examines this question, sounds out its potential, and provides answers informed by the history of the discipline that range from synoptic readings and a non-binary understanding of poetry to the analysis of networks and narrative worlds