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Includes bibliographical references (pages 453-472) and index.
In den Literaturwissenschaften geht man bis heute davon aus, dass die literarische Empfindsamkeit aus der »Emanzipation des Bürgertums im 18. Jahrhundert« (Sauder) entstanden sei. Diese These einer genuin bürgerlichen Gefühlskultur ist höchst problematisch. Die Begriffsgeschichte der Zärtlichkeit begann bereits um 1650 mit Madeleine de Scudéry. Dieses Zärtlichkeitsideal entstand innerhalb der noblesse de robe, dem neuartigen französischen Amtsadel zur Zeit des Ancien Régime. Das vorliegende Buch rekonstruiert die Geschichte empfindsamer Zärtlichkeit anhand des europäischen Theaters des 17. und 18. Jahrhunderts. Dieses durchläuft unter dem Eindruck einer »tendresse amoureuse« (Daumas) signifikante Transformationen sowohl im Bereich der Tragödie (von Racine über Voltaire bis hin zu Lessing und Lenz) als auch der Komödie (von den sentimental plays über die comédie larmoyante bis hin zum rührenden Lustspiel). So entsteht ein völlig neuer Blick auf diese wichtige Epoche der Aufklärung.