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»Ich bin nicht ins Exil, ich bin in die Therapie gegangen«, antwortet sie auf die Frage nach ihrer Entscheidung für die Ausreise aus der DDR 1984 und verweigert damit die große politische Geste. Bereits mit 16 wegen »unsozialistischen Verhaltens« von der Schule geworfen, war schon ihr Eintritt ins Erwachsenenleben begleitet von Brüchen — u.a. mit der Funktionärsmutter Inge Lange — und vom Kampf um Selbstbehauptung. Nach einer Ausbildung als Handsetzerin arbeitete sie als Setzerin, Umbruch- und Bildredakteurin, später sechs Jahre als Hilfspflegerin und Maltherapeutin auf geschlossenen psychiatrischen Frauen-Stationen. Der Frage nach der ›literarischen Heimat‹ begegnet die Autorin mit der ironischen Formel: »Meine literarische Heimat bin ich selber, die unabhängige autonome Republik Katja Lange-Müller. Ich bin mein einziger Einwohner, mein Präsident, meine Nationalflagge.« Der Gretchenfrage nach ihrer Stellung zum Feminismus entzieht sie sich wie die überwiegende Mehrheit der Autorinnen aus der DDR, ohne damit zugleich Fragen nach geschlechtsspezifischen Erfahrungen und Perspektiven aufzugeben.