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Die landläufige Auffassung, H., den erfolgreichen Komponisten der Grand Opéra La Juive (Paris 1835), und Meyerbeer als den Hauptvertreter dieses Genres in einem engen opernhistorischen Zusammenhang zu sehen, läßt sich nur in einem sehr eingeschränkten Sinne aufrechterhalten. Versteht man unter Grand Opéra jenen Typus der Historienoper, wie er erstmals von Eugène Scribe und Auber mit La Muette de Vortici (Paris 1828) vorgestellt wurde, so wird man ihn in einschlägigen Werken H.s über einen Zeitraum von fast drei Jahrzehnten in der Tat verwirklicht finden. Über diesen eher lockeren Gattungsrahmen weist freilich Meyerbeers Konzeption der Grand Opéra als eines historischen Ideendramas weit hinaus, und gerade sie hat bei H. keinerlei Spuren hinterlassen. Auch auf rein musikalischer Ebene überwiegen die Unterschiede: Hatte Meyerbeer einen ausgeprägt kosmopolitischen Individualstil entwickelt, so blieb H., Schüler Cherubinis und Méhuls, im wesentlichen der klassizistischen Tradition der französischen Oper verpflichtet. Dies verleiht seiner Musik einen konservativen, gelegentlich auch akademischen Zug ungeachtet einzelner, zumeist aufgesetzt wirkender Italianismen. Spätere Versuche, die retrospektiven Momente von H.s Tonsprache als bewußte Fortführung eines nationalfranzösischen Idioms herauszustellen, lassen außer acht, daß der Komponist die musikdramatischen Herausforderungen der neuen Gattung sehr wohl angenommen hat, sich ihnen jedoch nicht voll gewachsen zeigte.