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Moralische Erzählungen um 1850 oder die biedermeierlich-idyllische Verklärung der Welt
Ist Teil von
Mädchenliteratur, p.206-213
Ort / Verlag
Stuttgart: J.B. Metzler
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Das Biedermeier hat das ›Volk‹ und die Kinder als Leser bewußt miteinbezogen [1] und einer Unterhaltungsliteratur zu neuer Blüte verholfen, in der sich »hohe Kunst und triviale Poeterei« einander annäherten. [2] Denkt man an weitere Merkmale des Biedermeier [3] — die Anknüpfung an die aufklärerische Tradition des 18. Jahrhunderts, die Vorliebe für didaktische Formen und die kleine Form insgesamt, schließlich die biedermeierliche Liebe für das Kleine und Unscheinbare, die Idyllisierung des häuslichen Glücks und nicht zuletzt die von der Romantik übernommene Vorstellung von der Kindheit als unschuldigem Paradies -, so nimmt es nicht wunder, daß das Biedermeier zu einer Epoche wurde, die, wie M. Dierks und K. Doderer feststellen, einen großen Einfluß auf die Kinder- und Jugendliteratur ausübte. [4] Das von der Romantik in Frage gestellte Prinzip der Didaktisierung als vorrangiger Adaptionsform der Kinder- und Jugendliteratur, das von dieser nie ganz aufgegeben worden war, konnte nun — in veränderter Form — voll rehabilitiert werden. Epochenspezifische Züge des Biedermeier sind dabei bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts wirksam geblieben. [5] Das gilt gerade auch für die Mädchenliteratur: Sie hat nicht nur einen neuen Aufschwung erfahren, sondern aus dem Typus, zu dem sich die moralische Erzählung unter dem Einfluß des Biedermeier entwickelte, ist auch in direkter Linie das Backfischbuch entstanden, das bis heute noch neu aufgelegt, neu verfaßt und vor allem immer noch gelesen wird.