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Wenn es stimmt, daß die Sozialwissenschaften stets Moment ihres Gegenstandes sind, das heißt, daß die wissenschaftliche Formulierung eines sozialen Tatbestandes diesen bereits verändernd beeinflußt, dann sind Sozialwissenschaftler, ob sie wollen oder nicht, Agenten sozialen Wandels, also immer politisch Handelnde, und sie täten gut daran, dies Faktum als erkenntnistheoretisches Apriori in ihre Überlegungen aufzunehmen. Diese methodologische Trivialität bedeutet nämlich, daß jeder von uns in einem zentralen Inkongruenz-Dilemma steht, und dessen Verdrängung schlägt bekanntlich bis in die Forschungsmethoden durch (G. Devereux oJ.). - Das gilt für einen Medienforscher natürlich ganz ungleich viel mehr als etwa für einen Betriebssoziologen, der vor allem Fremderfahrungen erhebt, systematisiert und auswertet, während der Mediensoziologe grundsätzlich als Forscher beobachtend neben, als Gesellschaftsmitglied aber innerhalb des Prozesses gesamtgesellschaftlicher Vermittlung steht, seine Beobachtungen also stark von seinen eigenen Medienerfahrungen beeinflußt werden. Es ist deshalb nicht nur sinnvoll, sondern ein Gebot methodischer Tugend, an diesen Erfahrungen anzusetzen, die darin enthaltenen Gewohnheiten und Interessen zu bearbeiten und zu objektivieren, um seine Untersuchungen von Vorurteilen freizuarbeiten. Damit entgehen wir nicht dem o. a. Dilemma, aber wir halten es wenigstens ansatzweise unter Kontrolle.