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Zur Neuordnung des Instrumentariums der Deutschen Bundesbank
Ist Teil von
Credit and capital markets (Berlin), 1973-01, Vol.6 (2), p.111-133
Ort / Verlag
Berlin: Duncker & Humblot
Erscheinungsjahr
1973
Quelle
PAIS Index
Beschreibungen/Notizen
Zur Neuordnung des Instrumentariums der Deutschen Bundesbank Das Kreditvolumen der Geschäftsbanken stieg in der Bundesrepublik Deutschland auch bei schärferem und anhaltendem Kontraktionskurs der Bundesbank in zurückliegenden Restriktionsperioden - und besonders im ersten halben Jahr 1973 - kräftig weiter an. Dies veranlaßte die Bundesbank, Ende vergangenen Jahres einen Vorschlag zur Erweiterung ihres Instrumentariums vorzulegen, der im vorstehenden Beitrag kritisch analysiert wird. Der Beitrag ist in drei Teile gegliedert. Als theoretische Grundlage wird im ersten Abschnitt die Geldschöpfungsmechanik erläutert, der zweite Teil befaßt sich mit den von der Bundesbank vorgeschlagenen Änderungen des notenbankpolitischen Instrumentariums, im dritten Teil werden diese Vorschläge kritisch analysiert. 1. In marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften ist das Banksystem in der Regel zweistufig aufgebaut. Die Notenbank stellt das Währungsgeld bereit, die Geschäftsbanken versorgen die Wirtschaft mit Kredit. Da die von den Geschäftsbanken gewährten Kredite zum Teil in Notenbankgeld abgefordert werden, kann die Notenbank durch ihre eigene Geldschöpfung - soweit sie diese zulänglich beherrscht - die gesamte Geld- und Kreditversorgung steuern. Die Geldschöpfung der Notenbank basiert auf drei Komponenten: der außenwirtschaftlichen, der fiskalischen und der Refinanzierungskomponente. Die Einflußmöglichkeiten einer Notenbank beschränken sich dabei in der Regel auf die Refinanzierungskomponente. Während ein Vorschlag des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eine Verbesserung der Einflußmöglichkeiten auf die Refinanzierungskomponente durch verstärkten Einsatz der Offenmarktpolitik anstrebt, richtet sich der Vorschlag der Bundesbank nicht auf eine verbesserte Kontrolle der Entstehung von Zentralbankgeld, sondern auf die Verwendung von Zentralbankgeld. Die von der Bundesbank vorgelegten Reformvorschläge lassen sich danach einteilen, ob Lücken im bisherigen Instrumentarium geschlossen oder verstärkte Eingriffsmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Der Schließung von Lücken dient die Ausdehnung der Mindestreservepflicht auf bisher nicht betroffene Geschäfte oder Institute. Eine Verschärfung des Instrumentariums soll durch Erhöhung der Höchstsätze für die bisherigen Passiva-Reserven, durch Einführung einer Aktiva-Zuwachsrate und durch die Möglichkeit der Kreditplafondierung erreicht werden. Die Instrumente werden unter den drei Beurteilungskriterien der Systematik des geldpolitischen Instrumentäriums, der Effizienz und der Kompatibilität mit der marktwirtschaftlichen Ordnung geprüft. Die Untersuchung führt zu dem Ergebnis, daß die von der Bundesbank vorgeschlagene Verbesserung ihres Instrumentariums zwar eine effizientere Geldpolitik als bisher ermöglicht, jedoch hinsichtlich ihrer ordnungspolitischen Charakteristika kritisch zu beurteilen ist, da sie die Möglichkeit einer selektiven Investitionssteuerung zuläßt. Diese Feststellung führt zu der grundsätzlichen Frage, ob im Rahmen des bisherigen Verhältnisses von Notenbank und Geschäftsbanken die unerwünscht hohe Elastizität der Kreditversorgung überhaupt anders als durch Maßnahmen beseitigt werden kann, die über rein quantitative Wirkungen hinausgehen. Dies regt zu der Überlegung an, mit der der Aufsatz unter Hinweis auf den vorangehenden Beitrag von Rudolf Stucken schließt, ob das Verhältnis von Notenbank zu Kreditbanken nicht grundsätzlich überprüft werden sollte
On the Reform of the Instrumentarium of the German Bundesbank The credit volume of the commercial banks continued to rise steeply in the Federal Republic of Germany even when the Bundesbank steered a stricter and persistent contractive course in past periods of restrictive policy, especially in the first half of 1973. "This induced the Bundesbank to submit at the end of last year a proposal for extending its range of instruments, which is subjected to a critical analysis in the foregoing contribution. This contribution is divided into three parts. In the first section the mechanics of money-creation are ventilated as the theoretical foundation, the second part deals with the changes in the central bank's instrumentarium proposed by the Bundesbank, while in the third part these proposals are critically analysed. 1. In national economies organized on a market-economy basis, as a rule the banking system has a two-level structure. The central bank makes the legal tender available; the commercial banks provide the economy with credit. Since the credits granted by the commercial banks are partly called for in central bank money, by way of its own creation of money - provided it has adequate mastery of the process - the central bank can control the entire supply of money and credit. Money creation by the central bank is based on three components: the foreign-trade, fiscal and refinancing components. In this connection a central bank's possibilities for exerting influence are limited as a rule to the refinancing component. Whereas a proposal of the Board of Experts for the Assessment of Overall Economic Trends aims at improving the possible influence on the refinancing component by intensified application of open-market policy, the Bundesbank's proposal is directed not towards improved control of the creation of central bank money, but towards the use made of central bank money. The reform proposals put forward by the Bundesbank can therefore be classified according to whether gaps in the present instrumentation are to be closed or whether intensified intervention is to be made possible. The extension of minimum reserve requirements to transactions or institutions not hitherto affected serves to close gaps. It is intended to achieve greater effectiveness of the instrumentarium by raising the maximum rates for present liabilities reserves, by introducing a reserve for asset growth, and by providing for possible imposition of credit ceilings. 3. The instruments are examined in the light of three criteria, namely the systematics of monetary policy instruments, efficiency, and compatibility with the market economy system. The study reaches the conclusion that the Bundesbank's proposed improvement of the instrumentarium 'does permit a more efficient monetary policy than hitherto, but must be judged critically with regard to its regulatory characteristics, since it permits the possibility of selective investment control. This finding leads to the fundamental question of whether it is possible within the framework of present relations between central bank and commercial banks to eliminate the undesiredly high elasticity of the credit supply in any way other than by measures which go beyond purely quantitative effects. This gives cause to consider the question with which the article closes (with a reference to the preceding contribution by Rudolf Stucken) of whether the relationship between the central bank and the credit banks should not be subjected to a fundamental reappraisal