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Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
UNVORGREIFLICHE ÜBERLEGUNGEN ZUR BEDEUTUNG DES FRÜHNEUZEITLICHEN ADIAPHORISMUS FÜR DIE GENEALOGIE DES NEUEREN KUNSTVERSTÄNDNISSES1
Ist Teil von
  • Daphnis, 2001-07, Vol.30 (3/4), p.645
Ort / Verlag
Leiden: Brill Academic Publishers, Inc
Erscheinungsjahr
2001
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Viele mit dieser Hypothese eng zusammenhängende Fragen möchte ich jetzt nicht mitbehandeln, Fragen genuin kunsttheoretischer Natur, z.B. nach dem Ursprung der Kunst (Kann man die Sorge des Menschen für das Notwendige, das Nützliche und das Angenehme in eine eindeutige zeitliche Abfolge bringen?) oder Fragen methodischer Art wie die, ob sich die Analyse der Art und Weise, in der sich ein auf sich selbst gestellter, besonderer Bereich für Kunst ausdifferenzierte, in Gestalt einer normativen Genese durchführen ließe. In dieser Überlegung gründet auch Luhmanns Kritik am L'art pour l'art und vergleichbaren Kunstprogrammen: an ihnen sei nicht die Autonomie des Kunstsystems ablesbar, sondern vielmehr dessen Mißverstehen auf der Ebene seiner Selbstbeschreibung: "'L'art pour l'art' will das, was das System ist, im System zum Programm machen und verfehlt damit den elementaren Tatbestand, daß Autonomie die Beziehungen zur Umwelt nicht unterbindet, sondern gerade voraussetzt und reguliert".5 Historisch betrachtet, sehen die Dinge etwas anders aus: "Neque ego ignoro multos scriptores esse ac veteres quidem qui Stoicas illas ineptias ita admirantur, ut praedicare ausint Stoicam doctrinam, purum Evangelium esse", stellte Melanchthon fest und wies mehrfach entsprechend hart die Lehre vom Fatum und insbesondere diejenige von den Affekten als offen schrift- und naturwidrig zurück.19 Innerhalb des Protestantismus finden sich jedoch erst seit dem späten 16. Ist eine derartige Position historisch erst einmal erreicht, dann kann der Sinn von Kunst inhaltlich in ganz verschiedenen Formulierungen interpretiert und ausgemalt werden, z.B. als Freiheit der Einbildungskraft, die, indem sie wie im Barockgeschmack "bis zur Annäherung zum Grotesken" getrieben wird, "in dieser Absonderung von allem Zwange der Regel" ihre "größte Vollkommenheit zeigen kann";23 oder als l'art pour l'art, indem man also den Sinn von Kunst in der Funktionslosigkeit sieht, oder indem man wie Luhmann die Aufgabe der Kunst - im Unterschied zu allen anderen sozialen Unterscheidungssystemen - in der "Herstellung von Weltkontingenz" erkennt: indem Kunst Beobachtung im Bereich des Wahrnehmbaren beobachtbar macht, macht sie uns sehen, daß wir nicht sehen, was wir nicht sehen.24 Ist ein Kunstsystem erst einmal ausdifferenziert, dann erfahren alle auf Kunst bezogenen überlieferten Bestimmungen und Begriffe eine Neubewertung.
Sprache
Deutsch
Identifikatoren
ISSN: 0300-693X
eISSN: 1879-6583
Titel-ID: cdi_proquest_journals_745764306
Format
Schlagworte
Luhmann, Niklas (1927-1998)

Weiterführende Literatur

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