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Die Siedlung Friedrichslohra stellt insofern eine Besonderheit dar, als es sich neben den Siedlungen in Wittgenstein und Württemberg um eine der frühesten Ansiedlungen von Sinti in Deutschland handelte. Bis heute wird in der Geschichtsschreibung die These tradiert, der preußische König Friedrich II. (1712-1786) habe das Modell der Zwangsassimilierung der Roma in Österreich-Ungarn zum Vorbild genommen und befohlen, die Sinti seines Herrschaftsbereiches in Friedrichslohra bei Nordhausen in der preußischen Provinz Sachsen anzusiedeln. Diese These wird in der Studie hinterfragt und die Bedingungen für die Sesshaftwerdung dargestellt werden.Ein exemplarischer Umerziehungsversuch von Sinti, die sich in Friedrichslohra niedergelassen hatten, durch den protestantischen Naumburger Missions-Hilfs-Verein unterstützt durch die preußischen Behörden in den Jahren 1829-1837 ist einer der Schwerpunkte der vorliegenden Arbeit. Daran anschließend folgt eine Untersuchung der Eingaben von Sinti gegen die Ablehnung von Gewerbescheinen und Pässen an das preußische Innenministerium im Zeitraum von 1842-1909. Ein weiterer umfangreicher Teil der Studie setzt sich mit der NS-Verfolgung der Sinti aus Friedrichslohra und ihrer Nachkommen auseinander. Im Fokus stehen die Biographien verfolgter Sinti.Die Erforschung des Themas beruht auf Recherchen und Auswertungen historischer Dokumente und zeitgenössischer Literatur in diversen Archiven und Bibliotheken. Im Gegensatz zu den meisten Publikationen über Sinti und Roma, in denen negative Urteile tradiert werden, überliefern die bearbeiteten Aktenbestände eine Reihe von Selbstzeugnissen. Diese geben Rückschlüsse auf die Selbstdarstellung und Selbstbehauptung der Sinti von Friedrichslohra.