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DOPPELTE BRECHUNGEN: DAS ‘DURCHS‐FERNGLAS‐SCHAUEN’ IN STIFTERS FRÜHEN ERZÄHLUNGEN
Ist Teil von
German life and letters, 2024-04, Vol.77 (2), p.163-176
Ort / Verlag
Oxford: Wiley Subscription Services, Inc
Erscheinungsjahr
2024
Quelle
Wiley Online Library - AutoHoldings Journals
Beschreibungen/Notizen
ABSTRACT
This article explores the extent to which the use of the optical medium of binoculars in Der Condor and Der Hochwald reflects the experience of a paradigmatically new way of seeing. In Der Condor, the refractive power of ‘Durchs‐Fernglas‐Schauen’ is demonstrated by means of a kaleidoscopic fragmentation of the narrative perspective. The portrayal of the hot air balloon ride at the beginning of the story gives tragic evidence of the loss of the beloved as well as of the loss of an overall sense of perception due to the crossing of gazes that are technically mediated. An emancipatory aspect is expressed in that it is a female figure who becomes aware of the ‘transzendentale Obdachlosigkeit’ of modern man. The catastrophe perceived technically from a distance in Der Hochwald raises the question of the fundamental possibilities of representation. The experience of seeing, re‐created here from a narratorical point of view, is a dynamic process of de‐ and restructuring storytelling itself, anticipating moments of non‐representational strategies in the literary modernism of the twentieth century.
Der Aufsatz geht der Frage nach, inwieweit sich in der Verwendung des optischen Mediums Fernrohr im Condor und im Hochwald die Erfahrung eines paradigmatisch neuen Sehens widerspiegelt. Mit Rekurs auf eine Bemerkung Rilkes (‘Das‐Durchs‐Fernglas‐Schauen’), in der dieser seine eigene Wendung zur poetologischen Neubestimmung des ‘Sachlichen Sagens’ erkennt, wird untersucht, welche Auswirkungen die Abkehr vom Modell des referentiell verengten denotativen Sehens zu einer Wahrnehmungsform der De‐Differentiation auf die Neuordnung der narrativen Logik in den beiden Erzählungen hat. Die refraktorische Kraft des ‘Durchs‐Fernglas‐Schauens’ macht sich im Condor erzählerisch bemerkbar in einer kaleidoskopartigen Aufspaltung der Erzählperspektive. Die Darstellung der Ballonfahrt am Beginn der Erzählung erwirkt die tragische Evidenz des Verlustes der Geliebten durch eine wechselseitige Überkreuzung von technisch vermittelten Blicken. Ein emanzipatorischer Aspekt kommt darin zum Ausdruck, dass es die Frauenfigur ist, die als einzige der ‘transzendentalen Obdachlosigkeit’ des modernen Menschen gewahr wird. Die aus der technischen Distanz wahrgenommene Katastrophe im Hochwald eröffnet die Frage nach den grundsätzlichen Möglichkeiten erzählerischer Repräsentation. Stifters hier gestaltete Seherfahrung macht sich narratologisch als ein dynamischer Prozess der Restrukturierung des Erzählens selbst bemerkbar und nimmt damit Momente nicht‐repräsentativer Strategien der literarischen Moderne des 20. Jahrhunderts vorweg.
Sprache
Englisch; Somali
Identifikatoren
ISSN: 0016-8777
eISSN: 1468-0483
DOI: 10.1111/glal.12405
Titel-ID: cdi_proquest_journals_3037173364
Format
–
Weiterführende Literatur
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