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Entsprechend einer geforderten Individualisierung von Therapie, Beratung, Empowerment und „diabetes self-management“ [2, 3] sowie angesichts des Konsensusreports „nutrition therapy for adults with diabetes or prediabetes“ [4, 5] setzte sich der Ausschuss Ernährung der DDG das Ziel (geplante Publikation 2021), evidenzbasierte praktische Empfehlungen zur Ernährung zielgruppenspezifisch für die verschiedenen (Sub‑)Typen des Diabetes mellitus in einem zusammenfassenden Werk darzustellen. Empfehlungen, die gewohnte Ernährungsweise zu modifizieren – und damit aus der Sicht des Patienten einzuschränken –, sind dann gerechtfertigt, wenn mit dieser Lebensstiländerung evidenzbasiert ein klinisch relevanter gesundheitlicher Vorteil erreicht werden kann bzw. einer gesundheitlichen Bedrohung vorgebeugt wird. Ernährungsaspekte in Bezug auf die Glykämie und glykämische Zielparameter Abschätzung von Kohlenhydratmengen Empfehlung Patienten sollen die Menge aufgenommener Kohlenhydrate auf 1 KE (10 g) genau pro Mahlzeit richtig abschätzen können (als Basis für eine algorithmusgeleitete Dosierung des prandialen Insulins), ihre individuellen postprandialen Glukoseverläufe kennen, ein wiederholtes Testen einer standardisierten Mahlzeit idealerweise über ein rtCGM bzw. iscCGM durchführen. Ebenso ist es in der Schwangerschaft für moderate postprandiale Glukoseverläufe wichtig, die Kohlenhydratmengen richtig zu schätzen. Die Autoren kamen daher zum Schluss, dass Kinder und ihre Betreuung gut schätzen können, dass aber eine Gramm-Berechnung nicht besser ist als eine Portionsberechnung. Glykämischer Index Empfehlung Dem individuellen Testen der Glykämieantwort (durch Glukoseselbstkontrollen) auf die präferierten Lebensmittel und Mahlzeiten kommt eine große Bedeutung zu, um eine adäquate individuelle prandiale Insulinapplikationsstrategie (u. a. über Spritzzeitpunkt und Applikationsmodus bei CSII) zu entwickeln und umzusetzen. Für einzelne Mahlzeiten wird empfohlen, kohlenhydratreiche Lebensmittel mit niedrigem GI (unter ca. 30) mit deutlich weniger prandialem Insulin abzudecken, um – insbesondere bei einer nahezu normoglykämischen Stoffwechselsituation – Hypoglykämien vorzubeugen. Sorte, Reifegrad, Anbau‑/Produktionsort und ggf. Mittel- und langfristige Studien zu den Effekten einer Diät mit niedrigem durchschnittlichem GI („low-GI diet“) vs. hohem durchschnittlichem GI („high-GI diet“) bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes unter Alltagsbedingungen existieren kaum; sie stammen vorwiegend aus den 1990er-Jahren und rekrutierten wenige Probanden [18, 21]. In eine Metaanalyse aus dem Jahr 2010 [22] wurden 2 Studien bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes einbezogen; sie weisen allerdings methodische Mängel auf bzw. sind für Aussagen zum GI nicht relevant [23, 24]. Die Ergebnisse dieser Studie werden häufig als Argument für den Vorteil einer Ernährung mit niedrigem GI herangezogen. Dies ist allerdings nicht gerechtfertigt, da die Studie keinen Vergleich einer „low-GI“ mit einer „high-GI diet“ intendierte, sondern primär eine Ernährung mit festgelegter Kohlenhydratverteilung (sog. Insgesamt ergibt sich aus den vorliegenden mehrwöchigen Diätstudien („diet studies“) keine Evidenz, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes in ihrer Ernährung schwerpunktmäßig Kohlenhydratträger mit niedrigem GI bevorzugen sollten. Hinsichtlich des Konsums einzelner Lebensmittel/Mahlzeiten erscheint (entsprechend den „acute food/meal studies“ sowie der klinischen Erfahrung) die besondere Berücksichtigung von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln mit einem sehr niedrigen GI (unter ca. 30) bzw. einem sehr hohen GI (über ca. 90) empfehlenswert. Die Lebensmittel mit einem sehr niedrigen GI (unter ca. 30: z. B. Hülsenfrüchte, Nüsse) sollten mit weniger prandialem Insulin abgedeckt werden, um bei nahezu normoglykämischen präprandialen Blutglukosewerten Hypoglykämien zu vermeiden, solche mit einem sehr hohen GI (insbesondere zuckergesüßte Getränke) sind eher der Selbstbehandlung von Hypoglykämien vorbehalten.