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Wenn man sich bemüht, das umfangreiche Werk Goethes im Hinblick auf ein eng umgrenztes, ganz spezifisches Thema, wie es die Epilepsie darstellt, zu durchforsten, muss man konstatieren, dass es nur wenige Hinweise auf diesen Themenbereich im Werk oder gar im Leben des Dichterfürsten gibt. Aber immerhin: Während der mehrere Jahrzehnte dauernden Lebensphase, die Goethe bis zu seinem Tod in Weimar in seinem Haus am „Frauenplan“ verbrachte, wurde sein Alltag von 2 Bildern begleitet, die recht eindrücklich die „Epilepsie“ thematisieren und auf die der Dichter in seinen Schriften mehrfach eingegangen ist (Domenichino, Raffael). In Goethes Romanen begegnen wir zumindest an 2 Stellen Schilderungen, die an ein epileptisches Geschehen bei den beschriebenen Personen denken lassen („Wahlverwandtschaften“ und „Wilhelm Meister“). In der vorliegenden Arbeit wird insbesondere auf die Ausnahmezustände Mignons in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ eingegangen, deren von Goethe detailliert geschilderte Symptomatik in vielerlei Hinsicht mit der Semiologie eines Grand-mal-Geschehens vereinbar ist. Auf den möglichen Einfluss, den die Mignon-Schilderung auf manche Schriftsteller in der Zeit nach Goethe ausübte, wird Bezug genommen. Andere kurze Hinweise auf Epilepsie bzw. Fallsucht in Goethes Aufzeichnungen, Briefen und Tagebüchern stellen dagegen nur Marginalien im Schrifttum des Dichters dar. Tragisch mutet es an, dass Goethe das Krankheitsbild der Epilepsie in den letzten Wochen im Leben seiner Frau Christiane noch selbst persönlich erleben musste.