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Die Rückgewinnung Colombos. Die postkoloniale Geopolitik der sri-lankischen Urbanisierung
Ist Teil von
Peripherie, 2023-01, Vol.42 (2), p.405-425
Ort / Verlag
Munster: Verlag Westfaelisches Dampfboot
Erscheinungsjahr
2023
Quelle
Worldwide Political Science Abstracts
Beschreibungen/Notizen
Dieser Beitrag befasst sich mit den Machtverhältnissen im Kontext mehrerer Immobilienprojekte in einem als „Downtown“ Colombo bezeichneten Gebiet. Solche Urbanisierungsprojekte versinnbildlichen die historisch gewachsenen postkolonialen Beziehungen in der sich globalisierenden Welt. Im Zentrum steht das von der chinesischen Regierung und Sri Lankas Ministerium für Megapolis und Westliche Entwicklung unterstützte „Colombo Port City“-Projekt, für das die Insel um 575 Hektar erweitert wurde. Es basiert auf einem 99-jährigen Pachtvertrag mit China für das „John Keels Cinnamon Life“-Projekt. Geplant sind ein großes Hotel, Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und ein Casino. Durch das Projekt kam es zu Vertreibungen von Einzelpersonen oder Gemeinschaften aus dem Stadtteil „Slave Island“, die entweder durch behördliche Eingriffe erzwungen wurden oder Folge steigender Preise waren. Die Autorinnen zeichnen die Politik der Urbanisierung Colombos unter dem Prinzip der „Rückgewinnung“ nach. Dabei bezeichnet „Rückgewinnung“ sowohl die physische Aufschüttung und Trockenlegung von Land (physical reclaimed land) als auch die Rückforderung von Land aus den Vertreibungen (land reclaimed from the Slave Island evictions) und die weiter bestehende Möglichkeit, außergewöhnliche Herrschaftsgewalt für das „öffentliche Wohl“ auszuüben. Solche Investitionen und Partnerschaften deuten auf fortbestehende koloniale Machtverhältnisse ebenso hin wie auf den Versuch der sri-lankischen Regierung, eine Position als geostrategischer Partner in den internationalen Beziehungen erneut einzufordern. Nur eine von den makroökonomischen Ebene bis hin zur Mikroebene der Individuen reichende Sichtweise kann eine postkoloniale Kritik an der Globalisierung und der zeitgenössischen Geopolitik üben und alternative Modelle zu Fortschritt und südasiatischer Moderne bieten.