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Anpassung an den Klimawandel – Lasten verteilen und Ernährungssicherheit schaffen
Ist Teil von
Ifo schnelldienst, 2022-08, Vol.75 (8), p.03-28
Ort / Verlag
München: ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
Erscheinungsjahr
2022
Quelle
EBSCOhost Business Source Ultimate
Beschreibungen/Notizen
Gewaltsame Konflikte führen direkt oder indirekt über Risikokaskaden zu Schocks, die sich auf das Welternährungssystem auswirken. Bevölkerungswachstum, soziale Spannungen und der Klimawandel verstärken die Gefahr von Hunger und Ernährungsunsicherheit, sie sind aber nach Meinung von Reimund Schwarze, Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Leipzig, nicht deren Ursache. Diese liege in Nahrungsmittelsystemen, die nicht in der Lage seien, erschwingliche, vielfältige, sichere und nahrhafte Lebensmittel für alle zu liefern. Deshalb brauche es Strategien, um die Konfliktanfälligkeit der Nahrungsmittelsysteme der Welt zu überwinden. Robert Finger, ETH Zürich, zeigt die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf breite Teile der europäischen Landwirtschaft. Sie könnten jedoch durch die Kombination diverser Anpassungsmöglichkeiten abgefedert werden, wobei zusätzliche Instrumente des Risikomanagements (z.B. Versicherungen), aber auch innovative Produktionsformen oder neue technologische Möglichkeiten eine große Rolle spielen. Der Sektor werde sich erfolgreich an den Klimawandel anpassen, allerdings sei dies kostspielig. Reimund P. Rötter und Mareike Köster, Universität Göttingen, analysieren, welche Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft erforderlich sind, um weltweit Ernährungssicherheit herzustellen, die natürlichen Ressourcen zu schonen und aktiven Klimaschutz voranzubringen. Hierfür werden die bereits stattfindenden Anpassungen, wie z.B. frühere Aussaattermine oder die Wahl existierender früher reifenden Pflanzenvarietäten, nicht ausreichen. Vielmehr sei die Züchtung klimaresilienter Pflanzen sowie die Erhöhung der Agrobiodiversität und Reduzierung von Treibhausgasen notwendig. Klaus Müller, Humboldt-Universität zu Berlin, stellt das Konzept der Agri-Photovoltaik und Landwirtschaft 4.0 vor. In diesem Fall lassen sich mindestens 85% der für die Energiegewinnung genutzten Flächen mit einer angepassten Technologie weiter bewirtschaften. Dies bietet den Unternehmen eine Chance, sich sowohl an den Klimawandel anzupassen als auch einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Theresa Hübsch, Maria Waldinger, Franziska Wintersteller und Gerome Wolf, ifo Institut, stellen die Situation in Subsahara-Afrika dar. Nahrungsunsicherheit sei eine große Bedrohung für die Bürger Subsahara-Afrikas, die durch den fortschreitenden Klimawandel zunehmend ernster werde. Der Klimawandel erschwere die landwirtschaftliche Produktion. Hinzu kommen gewaltsame Konflikte, die oft mit Klimawandel einhergehen und Hungerkrisen hervorrufen. Die Nahrungsunsicherheit könne durch technische Fortschritte und durch institutionelle Faktoren wie politische Stabilität, finanzielle Ressourcen und geregelte Eigentumsrechte bekämpft werden. Ulrike Grote, Etti Winter und Robyn Blake-Rath, Leibniz-Universität Hannover, weisen auf die Rolle Südamerikas als weltweit größten Nettonahrungsmittelexporteur hin, aber auch auf seine herausragende Rolle für den Klimaschutz, den Erhalt von Biodiversität und die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen. Lateinamerika werde diese Funktionen allerdings nur erfüllen können, wenn sich sein Agrar- und Ernährungssystem in Richtung Nachhaltigkeit transformiere und die unterschiedlichen Anforderungen auf integrative statt auf konkurrierende Weise erfülle.