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Ein Botaniker in der Papiergeschichte: Offene und geschlossene Kooperationen in den Wissenschaften um 1900
Ist Teil von
Naturwissenschaften, Technik und Medizin, 2020-03, Vol.28 (1), p.1-33
Ort / Verlag
Cham: Springer International Publishing
Erscheinungsjahr
2020
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Die Studie analysiert die Dynamik wissenschaftlicher Kooperation zwischen Natur- und Geisteswissenschaften an einem Beispiel aus der historischen Papierforschung in Wien um 1900. Im Mittelpunkt steht der Wiener Pflanzenphysiologe Julius Wiesner (1838–1916), der ab 1884 (und bis 1911) mittelalterliche Papiermanuskripte unter dem Mikroskop prüfte. Dies erfolgte in produktiver Zusammenarbeit mit Paläographen, Archäologen und Orientalisten (Josef Karabacek, Marc Aurel Stein, Rudolf Hoernle). Der Aufsatz untersucht, warum dies gelang und wie die Zusammenarbeit sich entwickelte. Wir unterscheiden dabei zwei Formen der Kooperation: Während Wiesner anfangs nur reaktiv zuarbeitete, in einer „geschlossenen Kooperation“, trat er später in „offene Kooperationen“ ein, in der beide Parteien die Fragen definieren und geeignete Methoden entwickeln. Diese Form der Kooperation erwies sich als besonders erfolgreich – zugleich war sie besonders anspruchsvoll, denn neben fachlicher Expertise erforderte sie erhebliche „Integrationsexpertise“ (Andersen 2016). Dies wurde begünstigt durch die lokale Konstellation in einer Umbruchphase der historischen Hilfswissenschaften. Wiesner konnte seine Kenntnisse der technischen Mikroskopie einbringen und gewann ein genuines Interesse an den historischen Fragen, während die Geisteswissenschaftler bereit waren, sich naturwissenschaftlichen Verfahren gegenüber zu öffnen und Wiesner letztlich als Papierhistoriker eigenen Rechts anzuerkennen.