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Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2019-03, Vol.71 (1), p.27-52
Ort / Verlag
Wiesbaden: Springer Nature B.V
Erscheinungsjahr
2019
Link zum Volltext
Quelle
SpringerLink (Online service)
Beschreibungen/Notizen
Dass ein Sterbender sich darüber bewusst ist, dass er stirbt, gilt sowohl in der soziologischen Diskussion als auch in der palliativmedizinischen Praxis als entscheidendes Kriterium eines „guten Sterbens“. In einer Vielzahl von Studien, wie auch in unserer eigenen, zeigt sich jedoch, wie schwierig der Umgang mit Patienten ist, die nicht bereit sind, sich auf die „Sterberolle“ einzulassen und am eigenen Sterben mitzuwirken. Während dies im modernen Paradigma eines bewussten Sterbens als Pathologie gilt, die mit professioneller Unterstützung überwunden werden soll, kann eine weniger normativ festgelegte Perspektive sehen, dass es bei sterbenden Menschen offenbar auch den Bedarf geben kann, sich nicht mit dem eigenen Sterben auseinanderzusetzen. Die Grundlage hierfür stellt eine systemtheoretische Rekonstruktion von Interaktionen in Organisationen dar, die mit Perspektivendifferenzen rechnet. Das Paradigma des „bewussten Sterbens“ wird in dieser Studie konfrontiert mit dem empirischen Befund einer einerseits expliziten (Ärzte und Sozialarbeiter), andererseits nur impliziten (Pflegekräfte und Seelsorger) Thematisierung des Sterbens. Eine wesentliche Leistung von Palliativstationen und Hospizen könnte gerade darin liegen, Sterbenden ein Sterben zu ermöglichen, das auch Gegenwarten vorsieht, in denen nicht über das Sterben geredet werden muss.