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Darüber, wie der Mensch zur Sprache gekommen ist, denken Anthropologen, Verhaltensforscher und Philosophen seit Jahrtausenden nach. Der griechische Philosoph Aristoteles stellt den Zusammenhang von Sprache und Vernunft als das nur Menschen Eigene dar. Während andere Lebewesen
einen Laut oder eine Stimme haben können, besitzt der Mensch einen logos. Im Leipziger Max Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie sind Forscher seit einiger Zeit damit beschäftigt, die Frage, wie der Mensch zu einem sprachlichen, intelligenten Lebewesen gekommen
ist. Das ist nicht nur mit Forscherneugier zu begründen, sondern hat in vielfältiger Weise auch ganz praktische Gründe. Denn die Frage, wie Sprache entsteht und wie sie wirkt, kann etwa Antwort darauf geben, wie menschliche Kommunikation funktioniert oder eben auch nicht zustande
kommt. Während die bisherigen wissenschaftlichen Auffassungen darin bestehen, menschliche Sprache als einen evolutionären Akt zu erklären, dem eine genetische, also angeborene Eigenschaft zugrunde liegt, begeben sich die Leipziger Forscher auf eine andere Spur. Sie kommen zu
dem Ergebnis, dass Sprache auf Gesten beruht. In ihren Forschungslaboren und Experimenten mit Menschenaffen und menschlichen Kleinkindern stellen sie fest: Während Affenstimmen eng an Emotionen und Reize gekoppelt sind und Schimpansen oder Gorillas ihre Laute nicht spontan kontrollieren
können und auch nicht in der Lage sind, neue Stimmen dazu zu lernen, entwickelt sich bei Kleinkindern die Sprache differenziert durch Imitation, durch das Betrachten, Nachahmen und gewissermaßen durch Gedankenlesen. Daraus entwickelt sich, so der Direktor des Leipziger Instituts,
Michael Tomasello, ein Dreiecksverhältnis: Indem sie in der Lage sind, sich mit anderen Menschen über äußere Ereignisse und Gegenstände zu verständigen, entsteht eine soziale Kompetenz und die Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen, mit ihnen zu fühlen,
ihnen zu helfen und gemeinsam zu handeln<xref ref-type="bibr" rid="R1">1 .