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Käte Hamburger und das Problem des fiktiven Erzählers
Ist Teil von
Orbis litterarum, 1978-02, Vol.33 (2), p.111-122
Ort / Verlag
Kobenhavn: Munksgaard, etc
Erscheinungsjahr
1978
Link zum Volltext
Quelle
Wiley Online Library Journals Frontfile Complete
Beschreibungen/Notizen
Nach Käte Hamburger habe die Er‐Erzählung im Gegensatz zur Ich‐Erzählung keinen fiktiven Erzähler und sei die Ich‐Erzählung im Gegensatz zur Er‐Erzählung keine Fiktion. KH verwechselt in ihrer Argumentation den wirklichen Verfasser und den fiktiven Erzähler und folgert in Wirklichkeit, dass der fiktive Erzähler kein Aussagesubjekt des Textes sein könne, weil dies mit dem wirklichen Verfasser nicht der Fall ist. Die Darstellung dritter Personen als Subjekte hebt noch im Ich‐ noch Er‐Roman den fiktiven Erzähler auf, weil sich die Fiktion ihre eignen Gesetze stellt. Die Funktion der Fiktion ist nicht, einer Wirklichkeitsaussage nachzuahmen, sondern dem Leser eine fiktive Welt zu vermitteln, die eine Quelle von Lebenserkenntnis oder Unterhaltung sein soll. Darum kann der Leser dulden, dass der fiktive Erzähler des Romans »Moby Dick« allwissend wird. Die deiktischen Adverbien »heute« usw. können unter Umständen auch im Ich‐Roman Vorkommen und sind kein Argument dafür, dass die Ich‐Erzählung nicht zur Fiktion gehöre. Die Existenz eines fiktiven Erzählers in der Ich‐Erzählung lässt sich beweisen anhand des Tempus und der grammatischen Personen des Textes, die im Bewusstsein des Lesers die Vorstellung eines fiktiven Erzählers erzeugen.