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Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 1965-10, Vol.178 (4), p.297-315
1965
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Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Ansätze zu einer makroökonomischen Theorie der Marktformen
Ist Teil von
  • Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 1965-10, Vol.178 (4), p.297-315
Ort / Verlag
Stuttgart: GUSTAV FISCHER VERLAG
Erscheinungsjahr
1965
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Wir waren von einigen methodologischen Überlegungen über die Eigenart der Mikroökonomie und Makroökonomie ausgegangen. Diese Überlegungen hatten uns zu der These geführt, daß sich die in Frage stehenden theoretischen Systeme nicht so sehr durch die Art des methodischen Ansatzes unterscheiden als vielmehr material auf verschiedene Steuerungsmechanismen der Wirtschaft abstellen: nämlich die Preissteuerung, die die Relationen lenkt, und die Einkommenssteuerung, die das Niveau der Wirtschaftstätigkeit bestimmt. Von diesem Ansatzpunkt aus waren unsere produktionstheoretischen Überlegungen in erster Linie darauf gerichtet, eine kritische Ausgangsposition gegenüber der mikroökonomischen Marktformenlehre zu gewinnen. Dabei stand nicht die logische Stringenz der klassischen Monopoltheorie als Analyse der optimalen Verhaltensstrategie der Monopolisten bei der Zielsetzung der Gewinnmaximierung zur Diskussion; Ansatzpunkt war vielmehr die Frage, wie sich die Voraussetzungen, auf denen diese Theorie basiert, verändern, wenn wir anstelle der Annahme, daß nur ein einzelner Markt monopolisiert wird, von einer spontanen Monopolisierung einer großen Zahl von Märkten ausgehen, diese Ausgangsannahmen in den Kreislaufzusammenhang stellen und einkommenstheoretisch weiterverfolgen. Aus dieser Sicht hatten wir argumentiert, daß die Einschränkung des Angebots durch die Monopolisten eine Minderung der Beschäftigung und eine Senkung der Faktoreinkommen bedeutet, die ihrerseits — bei Konstanz der übrigen Nachfragekomponenten — zu einer Minderung der Konsumgüternachfrage und des Niveaus der Wirtschaftstätigkeit führt. Von hier aus war zu folgern, daß entsprechend der Einkommenselastizität der Nachfrage auch die Monopolisten von dem allgemeinen Rückgang der monetären Gesamtnachfrage betroffen werden. Die einkommenstheoretische Weiterverfolgung des Ansatzes der mikroökonomischen Monopoltheorie führte uns somit zu dem kritischen Ergebnis, daß monopolistische Mengenstrategie mit steigendem Monopolgrad zu einer Kontraktion der Wirtschaftstätigkeit führen und zunehmend gegen die monopolistische Gruppe selbst zurückschlagen müßte. Die geschichtliche Entwicklung spricht nun nicht dafür, daß die fortschreitende Monopolisierung mit permanenter Kontraktion verbunden war; auch dürften die in unserer kritischen Analyse abgeleiteten kontraktiven Tendenzen nicht durch andere, mit dem Monopolisierungsprozeß nicht in Zusammenhang stehende Faktoren kompensiert worden sein. Somit erhob sich die Frage, ob mit der Herausbildung wirtschaftlicher Machtpositionen nicht vielleicht andere Verhaltensweisen als die von der Mikroökonomie herausgearbeitete Strategie der Angebotseinschränkung Gewicht gewinnen, die in expansiver Richtung wirken. Entgegen dem mikroökonomischen Ansatz bei den laufenden Ausgaben der Unternehmer knüpften unsere verteilungstheoretischen Überlegungen deshalb bei den gesamtwirtschaftlichen Ausgabekomponenten — Investition, Unternehmerkonsum und Außenhandelssaldo — an. Dabei war von vornherein zu berücksichtigen, daß sich vom makroökonomischen Ansatz her keine unmittelbaren Aussagen über die Veränderung der Gewinnsituation einzelner Unternehmer, sondern immer nur über den volkswirtschaftlichen Gesamtgewinn treffen lassen. Da eine Ausweitung des Ausgabenstromes über die oben genannten Komponenten zu einer Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Gewinns führt, war zu folgern, daß das Kriterium wirtschaftlicher Macht aus makroökonomischer Sicht nicht in der Beherrschung einzelner Märkte und der damit gegebenen Möglichkeit zur Manipulation der eigenen Gewinne liegt, sondern in der Fähigkeit zur autonomen Erhöhung des Ausgabenstromes und damit zur Steigerung des volkswirtschaftlichen Gesamtgewinns. Diese Grundthese einer makroökonomischen Monopoltheorie war dahingehend zu differenzieren, daß typische Fälle möglicher Verhaltensweisen aufgezeigt wurden, die sich nach dem Grad ihrer Wirkung auf die gesamtwirtschaftliche Einkommensverteilung unterscheiden. Dabei konnte es sich im vorstehenden Rahmen noch nicht um eine erschöpfende Typologie handeln, sondern nur um die Prüfung des erarbeiteten makroökonomischen Ansatzpunktes an einigen Beispielen. Die unterschiedenen Fälle lassen gleichwohl recht deutlich erkennen, daß wirtschaftliche Machtpositionen sich aus makroökonomisch-einkommenstheoretischer Sicht mit entscheidend anderem Gewicht darstellen als aus mikroökonomisch-preistheoretischer Sicht: Machtpositionen, die dynamisch-expansive Verhaltensweisen erlauben und im Rahmen unserer Systematik die stärkste Stellung einnehmen, stehen aus traditioneller Sicht dem Falle der vollständigen Konkurrenz am nächsten, während Machtpositionen, die statischkontraktive Verhaltensweisen erlauben und in unserer Systematik die schwächste Stellung einnehmen, aus klassischer Perspektive der stärksten Marktform des reinen Monopols zugeordnet würden.
Sprache
Deutsch
Identifikatoren
ISSN: 0021-4027
eISSN: 2366-049X
Titel-ID: cdi_proquest_journals_1298544658
Format

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