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Polymetrie Máje
Česká literatura, 1989-01, Vol.37 (5), p.413-430
1989

Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Polymetrie Máje
Ist Teil von
  • Česká literatura, 1989-01, Vol.37 (5), p.413-430
Ort / Verlag
Československá Akademie Věd
Erscheinungsjahr
1989
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Ein Metrum ist eine überindividuelle, geteilte Norm der rythmischen Anordnung, gemeinsames Gut einer Reihe von Generationen und Bestandteil der Tradition. Seine Semantik gewöhnlich studiert, indem man feststellt, mit welchen Themen, Genres, Stilen u.ä. die einzelnen Metren am häufigallgemein sten auftreten: Man nimmt an, daß dieses gemeinsame Vorkommen auch das Metrum selbst semantisch färbt. In Texten, in dedichterischen nen nach und nach mehrere Metren aufwird treten (Polymetrie), gewinnen jedoch da neben die Metren und ihre Varianten an aktuellen Bedeutungen, die aus deren Anordnung (z.B. Kontrast, Symmetrie u.ä.) und insbesondere aus den Beziehungen zu den anderen Komponenten des Werkes hervorgehen, sich in einem einzigen konkreten Text konstituieren und nur in dessen Rahmen wirken; die typisierten Bedeutungen eines Metrums als gemeinhin verwendete Form werden im Kontext konkretisiert und modifiziert oder sogar ganz neu konstituiert; sie bilden seine Individualität mit. Der Übergang von einem Metrum zum anderen läßt nach der Motivation dieses Wechsels suchen, die Semantik des Verses und seine Stellung im Werk werden freigelegt und wirken viel eindringlicher als in monometrischen Texten. Für den Forscher erweist sich diese Situation als außerordentlich anregend, sowohl von Standpunkt der Untersuchung der Semantik der beteiligten Versmaße als auch vom Standpunkt der Interpretation des Werkes und der Stellung des Verses in dessen semantischen Aufbau aus. Er kann sie nur dann voll auswerten, wer er dem herkömmlichen Herantreten an den Text als Materialquelle für die Erforschung des Verstypparadigmas auch die Untersuchung der sich ad hoc konstituierten Syntagmen anfügt und es vermag, sich mit der Verssemantik als Funktion der Aufeinanderfolge der einzelnen Vermaße in der zeitlichen Abfolge des sich entfaltenden Textes auseinanderzusetzen. Die Möglichkeiten einer solchen Untersuchung werden hier anhand einer Analyse von Máchas Máj überprüft. Das eingehende Verfolgen der metrischen Formationen, wie sie schrittweise auftreten, einander ablösen, sich wiederholen usw. brachte neben Teilerkenntnissen auch einen semantischen Gegensatz zutage, der die Achse der Metrik des Máj bildet, nämlich den Gegensatz zwischen vier- und sechsfüßigem Jambus; dahinter steht der Kontrast zwischen dem Zauber der erotisierten Natur und dem ernüchternden, differenzierten Weltbild, das mit dem elegischen Wissen um den vernichtenden Flug der Zeit verbunden ist. Jedes dieser Versmaße verfügt außerdem über seine subjektivierende „Variante“, die kürzer als das zugrunde liegende Versmaß ist: Es sind dies die Kombination der vierfüßigen und dreifüßige Jambus und der fünffüßige Jambus. In der vorliegenden Verwendung dienen diese Metren als Instrument, um die Annäherung zwischen dem „Dichter“ (Subjekt des Werkes) und dem dargestellten epischen Helden auszudrücken. Die Analyse zeigt, wie diese Funktion im Laufe des allmählichen Dominierens der Kombination des vier- und dreifüßigen Jambus in der Mitte des zweiten Gesang zur Geltung kommt, wo im Monolog des Gefangenen auch Erlebnisse des lyrischen Subjekts ausgesprochen werden und sich dieses Subjekt in die existenzielle Situation des Gefangenen hineinversetzt. Der reine vierfüßige Jambus in der Einleitung und am Schluß des Gesangs ist wiederum mit den Motiven der Naturschönheit, die gegenüber dem dazu in Kontrast stehenden Schicksal des Menschen gleichgültig bleibt, und dem unpersöhnliohen, objektivierenden Erzählen verbunden. Ähnlich verhält es sich mit dem Unterschied zwischen Alexandriner und fünffüßigem Jambus im dritten Gesang (der Monolog des Gefangenen mit dem Mythos der Rückkehr zur Muttererde, dem gegenüber die Naturbilder und die Hinrichtungsszene). Auch einige Motive der dargestellten Wirklichkeit verbinden sich bezeichnenderweise mit den angeführten Versmaßen: So ist das wiederkehrende Motiv des Lichts oder Schalls, welche sich ausbreiten, somit zerfließen und vergehen, mit der genannten Kombination der kurzen jambischen Vermäße verbunden; hierher gehört auch die Analogie zwischen dem Fallenden Rhythmus des vierfüßigen Trochäus und der Stimmung der Resignation, des Verfalls und Untergangs, worauf Jakobson hinwies. Der Gegensatz zwischen kurzen und langen Versmaßen stellet — unabhängig von der thematischen Komposition, — den ersten und zweiten Gesang dem dritten und vierten gegenüber. Daneben stehen die Gesänge mit komplizierterem Metrum (wo auch „gekürzte Varianten“ vorkommen) einander gegenüber, also jeweils der erste und vierte und der zweite und dritte Gesang. Außer den durch die Semantik zugespitzten Gegensätzen sind für die Komposition der Dichtung auch die entfernteren rhytmisch-thematische Entsprechungen zwischen den einzelnen Passagen von entscheidender Bedeutung; neben ihren unmittelbaren Folgen für den Themenaufbau erzielen sie auch eine „musikalische“ Wirkung. Im Rahmen der Tradition des Byronischen Epos stellt die intensive Ausnützung der Polymetrie einen selbstständigen Beitrag Mâchas dar. Máj unterscheidet sich hier wesentlich, auch von ihm relativ nahestehendea Poemen der polnischen Romantiker; Die Alternation der Metren erfolgt viel freier, die Grenze zwischen der Verstypen decken sich nicht mit den thematischen Fugen und den Grenzen zwischen den formal gekennzeichneten Textabschnitten; das Aufdecken der Motivationen für Máchas Poiymetrie ist eine Aufgabe, die der Aktivität des Betrachters überlassen bleibt. Mácha brachte diesen Typ der Poiymetrie in die lyrisch-epische Dichtung aus dem zeitgenössischen dichterischen Drama ein (Dziady und insbesondere Faust). Diese Tat hängt mit der modernen Auffassung des dichterischen Subjekts bei Mácha, seiner „Polyphonisation“ und mit der Abschwächung des hierarchischen Unterschieds zwischen dem Subjekt und den anderen Bedeutungsschichten des Werkes zusammen. Das Subjekt ist nicht mehr unveränderlich identisch wie bei Byron, es verändert sich gemeinsam mit der Dichtung. Die ständigen unbrechenbaren Wechsel im Rhythmus lassen sich auch als eine der Ausdrucksformen des mosaikhaften „montageartigen" Aufbaus verstehen, von dem Mukařovský bei Mácha spricht. Es geht hier nicht um eine bloße Aufsplitterung, sondern um die Grundlage für neue, von der herkömmlichen Verbindung befreite und um intensivere Beziehungen zwischen den sich verselbständigten Einheiten. Die Konstituierung dieser Beziehungen ist Bereits Sache des Betrachters des Werks, eine wissenschaftliche Analyse muß jedoch deren Prämissen zumindest im Bereich der möglichen Gestalten des ästhetischen Objekts (und selbstverständlich auch die Beziehungen und Zusammenhängen auf der Ebene des Signifikanten) untersuchen. In diesem Sinne vervollständigt und korrigiert diese Studie Mukařovskýs These von der Fragmenterität Machas.
Sprache
Tschechisch
Identifikatoren
ISSN: 0009-0468
eISSN: 2571-094X
Titel-ID: cdi_jstor_primary_43742629
Format
Schlagworte
STUDIE

Weiterführende Literatur

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