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Statt den alten Topos vom Wahn als Quelle der Kunst erneut aufzurufen, wird in dem Beitrag der umgekehrte Fall psychischer Ausnahmezustände als Folge von Bildbetrachtungen untersucht. Die fünf ausgewählten Beispiele sind motivisch eng miteinander verflochten, in allen
Fällen vermischen sich in der Rezeption (quasi-)religiöse Hingabe mit erotischer Ekstase oder umgekehrt mit sinnesfeindlichen Gewissensqualen. Goethes Gretchen büßt vor einer Mater dolorosa, Kleists Elvira zelebriert eine heimliche Liebe mit dem Porträt Colinos, Thomas
Manns eifernder Hieronymus bekämpft eine anzüglich erscheinende Madonnendarstellung, Heyms Dieb liebt, hasst, schändet und zerstört das Gemälde der Mona Lisa, und Schnitzlers Leonhard und Pauline geraten durch Imitation einer Bildhandlung imaginär oder tagtraumartig
in die Zeit der Renaissance. Es kommt zu literarisch protokollierten Formen von Distanzverlust, Ich-Dissoziation, Gewaltphantasie oder Vision.