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Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Kollektive Rechtswahrnehmung und individuelle Verantwortlichkeit – ein Blick auf das Arbeitsrecht in Deutschland aus nationaler, französischer und europarechtlicher Sicht
Ist Teil von
  • Arbeit und Recht, 2014-08, Vol.62 (8/9), p.311-318
Ort / Verlag
BUND VERLAG
Erscheinungsjahr
2014
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Anders als im franz. Recht bestehen im deutschen Recht lediglich einzelne Elemente eines kollektiven Rechtsschutzes. So finden sich Verbandsklagerechte im Bereich des Verbraucher- und Wettbewerbsrechts, auf dem Gebiet des Naturschutzes im öff. Recht und des Behindertenrechts. Ein spezielles Musterverfahren wurde zu Gunsten des Anlegerschutzes eingeführt. Auch das Arbeitsrecht kennt einzelne kollektive Rechtsschutzelemente. So etwa Unterlassungs – und Beseitigungsansprüche von BR im Beschlussverfahren oder gewerkschaftliche Ansprüche auf Unterlassung und Beseitigung tarifwidriger betrieblicher Regelungen in BV, Regelungsabreden oder vertr. Einheitsregelungen (Art. 9 Abs.3 GG i.Vm. §§ 823 Abs.1, 1004 Abs. 1 S.2 BGB). Weitere und allg. Rechtsinstitute, die auf einer einheitlichen gesetzgeberischen Grundkonzeption beruhen würden, fehlen indessen. Kollektive Klagerechte könnten jedoch zur Bewältigung von Massenverfahren oder zur Durchsetzung tarifvertraglicher oder kollektiver Ansprüche von AN auf betrieblicher Ebene sinnvoll sein. Auch auf eur. Ebene sind Neuerungen für den kollektiven Rechtsschutz bis auf die mögliche Einführung gewerkschaftlicher Klagerechte bei Verstößen gegen den Beschäftigtendatenschutz durch den AG nicht zu erwarten. Vorbilder für Regelungen im koll. Rechtsschutz finden sich dagegen im franz. Recht, das auf ein bereits langjährig bestehendes System kollektiven Rechtsschutzes zurückblicken kann. So können frz. Gewerkschaften tarifvertragliche Rechte sowohl gegen ihren Tarifvertragspartner wie auch gegen dessen Mitglieder und gegen jede an den TV gebundene Person gerichtlich durchsetzen. Bei einer Klage auf Anwendung eines TV werden eigene gewerksch. Rechte geltend gemacht. Daneben ist die sog. Substitutionsklage zulässig, mit der Gewerkschaften auch Rechte einzelner AN sogar in Fällen, in denen dieser nicht Mitglied der Gewerkschaft ist, einklagen können. Die Zulässigkeit der Klage setzt auch nicht das Einverständnis des betroffenen AN voraus. Er hat lediglich Widerspruchsrechte. Daneben steht Gewerkschaften das Recht zu, sich gegen unmittelbare oder mittelbare Schädigungen eines Kollektivinteresses mittels Klage zu wehren. Eine solche Schädigung kann in der fehlenden Umsetzung eines TV durch einen tarifgebundenen AG liegen, oder auch in der Verletzung von Arbeits- und Sozialgesetzen bestehen (z. B. Sonntagsbeschäftigung). Das deutsche Rechtssystem, das in seiner Konzeption auf Einzelverfahren und die Geltendmachung von Einzelansprüchen zugeschnitten ist, erscheint im Arbeitsrecht jedenfalls im Tarifvertragsrecht fragwürdig. Gerade hier geht es nicht allein um die Verwirklichung der individuellen Rechte von AN, sondern gleichermaßen um die Chance auf Verbandsbildung von Gewerkschaften und nicht zuletzt deren Erhaltung. In seinem Gutachten für den 70. DJT schlägt Bepler vor, § 9 TVG um einen Abs. 2 zu erweitern und in diesem der am Tarifabschluss beteiligten Gewerkschaft – aber auch dem tarifgebundenen AG – die Möglichkeit einzuräumen, durch eine Unterlassungs- oder Feststellungsklage die »richtige« Anwendung tariflicher Regeln klären zu lassen. Die Umsetzung dieses auch in seinen prozessualen Auswirkungen wohl durchdachten Vorschlags stellt nach Ansicht der Autoren ein erster notwendiger Schritt sein, um kollektiven Rechtsschutz im deutschen Arbeitsrecht gesetzlich zu verankern. Different to French law, in German law only single elements of a collective protection of rights exist. For instance, there are rights to collective action in the field of consumer and competition law as well as in the public law of nature conservation and the law concerning the handicapped. A special investors' class action suit has been introduced (KapMuG). In labor law, there are single elements of collective protection of rights, too. Thus, there exist the workers' council's injunctive relief and the claim on removal in the decision procedure (Beschlussverfahren). There are also unionized claims on omission and removal of in-plant provisions in factory agreements which are not in line with collective agreements, as well as of semi-formal works agreements and contractual unity provisions (Art. 9 III GG in conjunction with §§ 823 I, 1004 I 2 BGB). However, further general legal institute relying on a consisting legislative basic concept are lacking. Nevertheless, collective rights of action could be reasonable to manage class action suits and to enforce workers' collective claims on an in-plant level. On the European level, alterations on the collective protection of rights cannot be expected except for the possible introduction of collective rights of action concerning employer's infringements on the protection of the worker's data privacy. Models for provisions concerning the collective protection of rights can be found in French law, which has had a system of collective protection of rights for several years now. For instance, French trade unions are able to enforce their rights based on trade union agreements against their bargaining partner and its members as well as against every person bound by the agreement. Besides, the so-called »substitution claim« is admissible. With this kind of claim, trade unions are able to enforce single employees' rights even if the concerned employees are not trade unionist. The admissibility does not imply the agreement of the concerned employee. He/she has only rights of objection. Also, trade unions have the right to fill action against direct or indirect damage of collective interests. A damage can be seen in the missing implementation of a trade union agreement by an employer or in the infringement of labor and social law (e.g. work on Sundays). The German legal system, which is tailored to single procedures and the enforcement of single claims, seems to be questionable concerning the law of collective agreements in labor law. Especially this case is not only about the implementation of individual rights of employees but as well about the chance to form trade unions and their maintenance. In his expert opinion for the 70th DJT Bepler suggests to extend § 9 TVG with a second paragraph which gives both participants of the labor agreement the possibility to clarify the »right« implementation of union provisions by actions for omission and for a declaratory judgment. In the authors' opinion, the implementation of the in respect of procedural impact very elaborated suggestion is a necessary first step to establish the collective protection of rights in German labor law.
Sprache
Deutsch
Identifikatoren
ISSN: 0003-7648
Titel-ID: cdi_jstor_primary_24026609
Format

Weiterführende Literatur

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