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Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 1941-01, Vol.154 (5), p.582-605
1941

Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Die amerikanische Aufrüstung: Umfang, Organisation, wirtschaftliche Auswirkungen
Ist Teil von
  • Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 1941-01, Vol.154 (5), p.582-605
Ort / Verlag
Stuttgart: Gustav Fischer
Erscheinungsjahr
1941
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
  • Überblickt man die geschilderte Entwicklung der organisatorischen Maßnahmen zur Durchführung der Aufrüstung, so kann nicht bestritten werden, daß, verglichen mit den Zuständen, wie sie im Jahre 1939 bestanden, um die Mitte des Jahres 1941 eine wesentliche Besserung erreicht war. Allerdings bestehen noch mehr oder minder gewollte Unklarheiten in der Abgrenzung der Tätigkeitsbereiche der verschiedenen Ämter und auch starke Meinungsverschiedenheiten über die Notwendigkeit bzw. über den Umfang der Durchführung von Erweiterungen der Produktion, z. B. bei Eisen und Stahl, Aluminium, sowie über die zwangsweise Verwendung von Ersatzstoffen, sowohl im militärischen, wie im zivilen Sektor. Inwieweit sich dies alles durch die Tätigkeit der neuen Ämter ab September 1941 ändern wird, bleibt abzuwarten. Immerhin kann man sich nicht des Eindruckes erwehren, daß die Verhältnisse sich voraussichtlich bessern werden. Es liegt in der Natur des Amerikaners, daß er, wenn er einmal etwas begonnen hat, sich mit aller Energie bemüht, sein Ziel zu erreichen — oder falls er keinen Erfolg sieht, rasch den Entschluß faßt, Schluß zu machen. Anzeichen, daß die zweite Möglichkeit in absehbarerZeit eintreten könnte, sind bis jetzt nicht festzustellen. Der schwächste Punkt des ganzen Systems ist jedoch noch nicht angefaßt worden. Roosevelt hat sich bisher noch nicht entschließen können, eine Behörde zu schaffen, welche autoritär die Kontrolle der Arbeitslöhne und der Arbeitszeiten übernimmt und so in der Lage ist, die ständig drohenden Streikgefahren zu beseitigen. Je mehr das Rüstungsprogramm fortschreitet und ausgeweitet wird, desto dringender wird es nötig, auf dem Wege der Verordnung oder der Gesetzgebung die Handhaben zu schaffen, mit welchen ein Amt mit autoritären Machtvollkommenheiten in der Lage ist, Störungen der Produktion durch Streitigkeiten über die Arbeitsbedingungen zu verhindern. Die in einigen wichtigen Fällen verfügte militärische Besetzung bestreikter Rüstungsbetriebe und deren Übernahme in staatliche Verwaltung dürfte doch wohl nur eine Notmaßnahme sein, welche nicht geeignet ist, das Übel an sich zu beseitigen. Bei diesem Problem kommt der innere Zwiespalt des Präsidenten zum Vorschein, er will zwar autoritär führen, wagt es aber nicht, von den großen Arbeitermassen kategorisch zu verlangen, daß sie sich widerstandslos den Forderungen der Zeit zu fügen haben, genau so wie dies die Unternehmer tun mußten. Aus dem Abschnitt über die wirtschaftlichen Auswirkungen ist zu erkennen, daß das amerikanische Wirtschaftsleben bereits weitgehend einer mehr oder weniger straffen staatlichen Kontrolle und Lenkung unterworfen ist. Es ist noch nicht zu übersehen, ob diese wirtschaftspolitischen Maßnahmen noch weiter entwickelt und schließlich zu einer totalen Kontrolle führen werden. Sollte dies eintreten, so wäre damit der paradoxe und wohl auf die Dauer kaum haltbare Zustand gegeben, daß in einem demokratisch-parlamentarisch regierten Staatswesen eine von einer demokratisch abgestempelten Spitze in totalitärem Sinne geführte Wirtschaft bestehen würde.
Sprache
Deutsch
Identifikatoren
ISSN: 0021-4027
eISSN: 2366-049X
Titel-ID: cdi_jstor_primary_23818017
Format
Schlagworte
Übersichten und Berichte

Weiterführende Literatur

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