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Dave Eggers: Der Circle. Roman. Köln: Kiepenheuer&Witsch 2014, 560 Seiten
Ist Teil von
Jahrbuch für Pädagogik, 2015-01 (1), p.335-339
Ort / Verlag
Peter Lang GmbH
Erscheinungsjahr
2015
Link zum Volltext
Quelle
Free E-Journal (出版社公開部分のみ)
Beschreibungen/Notizen
Dass erzählende Literatur große zeitdiagnostische Potenziale hat, ist bekannt, doch auch ein wenig verpönt. Denn es scheint den autonomen und fiktionalen Charakter von Literatur als Kunst in Frage zu stellen, wenn ein Roman als Auskunft über Zeitverhältnisse
gelesen wird. Doch hätte erzählende Literatur ihre auch heute nicht nachlassende Anziehungskraft, wenn sie nicht als eine plausible Möglichkeitsversion gegebener Lebenswirklichkeiten gelesen werden könnte? Scheinen nicht ihr Reiz und ihre Überzeugungskraft in hohem
Maß davon abzuhängen, dass sie die Horizonte ihrer Leser zugleich berührt und aufbricht? Wenn der Möglichkeitsspiegel heutiger Wirklichkeiten in der Zukunft aufgestellt wird, öffnet sich ein literarisches Spektrum von fantastischer Science Fiction bis zur gegenwartskritischen
Utopie oder - wie sich heute zu sagen eingebürgert hat - Dystopie. Zum Genre der gegenwartskritischen Utopie gehört auch der Roman von Eggers, doch liegt seine Welt - im Unterschied etwa zu Orwells 1984 oder Huxleys Schöne Neue Welt so dicht an
der Kante der Gegenwart, dass sie als Projektionsfläche einer scharf ausgeleuchteten Diagnose heutiger Verständigungsverhältnisse wirkt.