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Autobiographisches Schreiben als Vergletscherung des Ich: Adalbert Stifter Die Mappe meines Urgroßvaters1
Ist Teil von
Literatur für Leser, 2016-01, Vol.39 (1), p.43-60
Ort / Verlag
Peter Lang GmbH
Erscheinungsjahr
2016
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Adalbert Stifters Die Mappe meines Urgroßvaters (1841-1867)1 verhandelt anhand der fiktiven Autobiographie des Doktor Augustinus die Frage nach der Möglichkeit, Leben in Schrift abzubilden. Dabei werden verschiedene Metaphern der Textgenese - der Kristallisationsvorgang,
der Hausbau, die Krankenakte sowie das Tagebuch - miteinander in Verbindung gesetzt. Gemein ist diesen unterschiedlichen Metaphern lediglich, dass sie die Verschriftlichung als Mittel der Überdauerung thematisieren. In ihrer Darstellung und ungewöhnlichen Verknüpfung wird
in der Mappe die traditionelle Ausdeutung dieser Metaphern allerdings aufgebrochen. Für die Umdeutung der für den Text zentralen Vereisungsmetaphorik spielt zudem der wissenschaftliche Paradigmenwechsel um 1800 eine wesentliche Rolle. Die Fluss- und Frostmetapher basiert nämlich
auf Annahmen der antiken Naturlehre, die durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse weitgehend reformuliert werden. Wenn Stifter in der Mappe also das Metaphernfeld von Wasser und Eis heranzieht, überlagern sich dessen konventionelle und aktualisierte Bedeutungen, was zugleich die
Aufmerksamkeit auf die Wandelbarkeit texttheoretischer Bestimmungen lenkt. Denn mit den Metaphern verändern sich auch die Zuschreibungen an das darin Allegorisierte, die Schrift.