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"Hinsichtlich der aktuellen Diskussion über Probleme und die Benachteiligung von Jungen stellte sich für die Forschungsgruppe die Frage, welche Einschätzung Jungen in Bezug auf sich selbst haben, welche Selbstkonzepte sie artikulieren und wie sie sich in Interaktionen präsentieren. Die "statistische" Außenperspektive dieser Fragestellung lässt sich mit Zahlen und Daten zu Schul- und Bildungsabschlüssen leicht belegen. Wie aber sieht es mit der Innenperspektive aus? Die Intention, den Jungen eine Stimme zu geben, sie selbst zu Wort kommen zu lassen, leitete unser Forschungsinteresse von Beginn an. Sie interessierte, wie Jungen ihre Welt sehen, wo sie nach ihrem eigenen Urteil Schwierigkeiten, aber auch Stärken haben, was sie von ihren Eltern und von der Zukunft erwarten, wie sie Freundschaften und die Schule und ihre Anforderungen erleben und welche Bedürfnisse sie haben. Gerade weil sich das in den Medien gezeichnete Bild wenig mit unseren eigenen Erfahrungen über Jungen deckte, entstand die Motivation, unser Wissen über Jungen zu erweitern und der Perspektive der Jungen nachzugehen. Ihre Erwartung war dabei, sich verstetigende Muster beobachten zu können bezüglich der Selbstpräsentation der Jungen, der interaktiven Formen und der bevorzugten Wahl und Gestaltung von Themen, die für die Jungen ganz offensichtlich von Interesse sind. Die Frage, inwiefern aus den Ergebnissen Rückschlüsse auf das Selbstverständnis von Jungen in einem bestimmten Alter gezogen werden können, wird mit äußerster Vorsicht zu beantworten versucht. Mit diesem Ansatz betreten sie relatives Neuland in der Forschung über Kinder, auch bezüglich der Forschungsmethoden. Qualitative Forschung mit Kindern ist ein Bereich, der sich erst in den letzten Jahren zunehmend entwickelt, und gerade bei der von ihnen angewandten Methode der Gruppendiskussion gibt es noch kaum Erfahrungen mit Kindern. Grundsätzlich haben qualitative Forschungsmethoden heute einen Standard erreicht, der es ermöglicht, zu fundierten empirischen Aussagen über die "Innenseite" sozialer Wirklichkeit zu kommen. Sie haben den Anspruch, Lebenswelten "von innen" zu beschreiben, d.h. sie aus der Sicht der handelnden Menschen zu verstehen. Dieses Buch ist in zwei Teile gegliedert: einen allgemeinen Teil, in dem ein Überblick über Grundlagen der Jungenforschung gegeben wird, sowie einen zweiten Teil, der die Ergebnisse unseres Forschungsprojekts dokumentiert. Beide Teile lassen sich, je nach Interesse, unabhängig voneinander lesen. Im Teil 1 wird erläutert, dass Jungenforschung nicht einfach zu verorten ist, da sich dabei ganz unterschiedliche Perspektiven einnehmen lassen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Klaudia Schultheis, Thomas Fuhr: Grundfragen und Grundprobleme der Jungenforschung: 1. Jungen als Forschungsgegenstand: ein Überblick über die aktuelle Jungenforschung. 2. Jungen als Kinder. Jungenforschung als pädagogische Kinderforschung. 3. Jungen als Kategorie des Geschlechts: zur Frage nach dem Geschlechterkonzept der Jungenforschung (12-71); Gabriele Strobel-Eisele: Jungen im Grundschulalter als Forschungsgegenstand: Fragestellungen und methodisches Design des Forschungsprojekts "Kinder - Geschlecht männlich" (74-79); Ruth Michalek: Qualitative Forschung mit Kindern - Gruppendiskussion als Erhebungsinstrument (80-98); Gabriele Strobel-Eisele, Marleen Noack: Jungen und Regeln - Anomie als jungenspezifische Thematik in der Geschlechter diskussion (99-128); Thomas Fuhr: Interaktionsformen der Jungen (129-150); Iris Kühnl: Jungen und Geld (151-169); Astrid Rank: Jungen sprechen über Väter (170-185); Gudrun Schönknecht: Themen und Inhalte in Gruppendiskussionen mit Jungen Schwerpunkt Jungen und Schule (186-205).