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Details

Autor(en) / Beteiligte
Titel
Mädchenschulen: Dramatisierung oder Entdramatisierung von Geschlecht? Eine verschränkende Darstellung vertiefter quantitativer und qualitativer empirischer Analysen zur 'Wirkungsweise' der Geschlechtersegregation
Ort / Verlag
Augsburg: Universität Augsburg
Erscheinungsjahr
2011
Link zum Volltext
Beschreibungen/Notizen
  • Wie die Ergebnisse aktueller Bildungsstudien verdeutlichen, werden die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen zwar insbesondere in Bezug auf den formalen Schulerfolg immer geringer, allerdings bestehen nach wie vor bereichsspezifische Geschlechterdifferenzen, die ihren Niederschlag u.a. in der (ökonomisch und sozial) meist ungünstigeren Situation von Frauen im Erwerbsleben finden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Ausgangsfrage, ob monoedukative Schulen Chancen für eine Nivellierung geschlechtsbezogener Ungleichheiten bieten? Diese Fragestellung bildet das Zentrum des von Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden geleiteten DFG-Projektes 'Schulkultur, Geschlechtersegregation und Mädchensozialisation', an das sich die Arbeit angliedert. Welche Relevanz einer Untersuchung zukommt, die in einem heute zumindest im deutschsprachigen Raum fast in Vergessenheit geratenen Feld - der Mädchenschule - angesiedelt ist, zeigt ein Blick auf die Forschungssituation: Mit der Frage nach möglichen Potenzialen der Monoedukation wird an ein international aktuelles Forschungsthema angeknüpft, das in Deutschland bislang wenig (erziehungs-)wissenschaftliche Beachtung erfährt. Die Dissertation ist im Schnittfeld der empirischen Schul-/Unterrichtsforschung und der qualitativen Geschlechterforschung zu verorten. Konkret richtet sich das Forschungsinteresse auf zwei zentrale Aspekte des 'Sozialisationsfeldes Mädchenschule' - die Schülerinnen und den Unterricht in ausgewählten Fächern. In diesem Zusammenhang ist ein Aspekt der Geschlechtertrennung besonders zu berücksichtigen: Segregierte Schulen kommen 'paradoxen Interventionen' (Wetterer, 1996) mit Optionen zur Dramatisierung und Entdramatisierung von Geschlecht gleich. Die Dramatisierung betrifft die Tatsache, dass die Heranwachsenden durch die Organisationsform per se auf ihr Geschlecht (quasi das 'Aufnahmekriterium') verwiesen werden, sich jedoch gleichzeitig Möglichkeiten einer Entdramatisierung, eines Bedeutungsverlustes von Geschlecht und Geschlechterdifferenzen im schulischen Alltag ergeben. Dementsprechend nähert sich die Studie, in die sowohl ein- als auch gemischtgeschlechtlich zusammengesetzte Klassen aus bayerischen Realschulen und Gymnasien einbezogen wurden, dem Kontext mit verschiedenen methodischen Zugängen an: Im Mittelpunkt der quantitativen Untersuchungslinie, die auf einer Fragebogenerhebung basiert, steht die 'Sicht' der Mädchen auf ihre Schule (Erleben der Lernumgebung, Wahrnehmung des Schulklimas, Einschätzung der Beziehungsqualität, Einstellung gegenüber der Organisationsform, Emotionen und Haltungen). Erfasst wurden zudem fachbezogene Merkmale, Bewertungen und Leistungen (Noten) in Deutsch (als 'Mädchenfach'), Mathematik und Physik (als 'Jungenfächern') sowie berufliche, familiäre und partnerschaftsbezogene Zukunftsentwürfe. Der qualitative Forschungsstrang, der sich mit der teilnehmenden Unterrichtsbeobachtung methodisch an das Paradigma der Ethnographie anlehnt, fokussiert auf die Ebene der Gestaltung von Unterricht bzw. den Alltag von Schule. Forschungsgegenstand ist die Handlungspraxis der an den jeweiligen Interaktionen beteiligten Schülerinnen und Lehrpersonen im Mathematik-/Physikunterricht im Alltag der Mädchenschule. Es wird danach gefragt, ob in bestimmten Situationen Inszenierungen bzw. Praktiken zu lokalisieren sind, die mit Konstruktionsprozessen von Geschlecht, Geschlechterdifferenzen und/oder schulischen Fachkulturen in Verbindung stehen. Zusammenfassend belegt die Untersuchung, dass Mädchenschulen für ihre Schülerinnen durchaus eine Alternative zu koedukativen Lernumgebungen anbieten können. Insbesondere die Resultate der Basisbefragung verweisen auf das Potenzial geschlechtersegregierter Lernkulturen in den Naturwissenschaften: Während sich in Deutsch und in Mathematik kaum Unterschiede in Abhängigkeit von der Organisationsform ergeben, gehen die Ergebnisse im Fach Physik in eine eindeutige Richtung: Die Mädchen aus monoedukativen Klassen erreichen im Durchschnitt bessere Noten, sind von ihren Kompetenzen überzeugter, an den fachlichen Inhalten interessierter und fühlen sich im Unterricht wohler als koedukativ unterrichtete Gymnasiastinnen. Was die Fachbewertungen betrifft, ist Physik bei Mädchenschulschülerinnen signifikant beliebter als bei Schülerinnen koedukativer Schulen. Aber auch Mädchenschulen sind zwangsläufig nicht frei von den dominanten Geschlechterverhältnissen, ihrem Glaubenssystem und den begleitenden Stereotypen, wie die Unterrichtsbeobachtungen zeigen: Zum Teil rufen die fachkulturellen Konstruktionsprozesse und das 'Gendering' der Fachkulturen Assoziationen mit dem hegemonialen Männlichkeitsbild hervor. Die sog. 'normativen Zwänge' des kulturellen Systems der Zweigeschlechtlichkeit sind in den Köpfen der Akteurinnen und Akteure nicht außer Kraft zu setzen, auch nicht in einem weitgehend geschlechtshomogenen Kontext. Dennoch sollten die Potenziale monoedukativer Lerngruppen in bestimmten Fächern nicht übersehen werden. (Orig.)
Sprache
Deutsch
Identifikatoren
Titel-ID: cdi_dipf_primary_1082411

Weiterführende Literatur

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