Sie befinden Sich nicht im Netzwerk der Universität Paderborn. Der Zugriff auf elektronische Ressourcen ist gegebenenfalls nur via VPN oder Shibboleth (DFN-AAI) möglich. mehr Informationen...
Entscheidungsverhalten, Verarbeitung von Rückmeldungen und exekutive Funktionen bei Parkinsonpatienten
Ist Teil von
Aktuelle Neurologie, 2004, Vol.31 (S 1)
Erscheinungsjahr
2004
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Hintergrund:
Parkinsonpatienten weisen dopaminerge Dysfunktionen im Bereich des dorsolateralen und des orbitofrontalen Cortex auf. Entsprechend gehören neben den motorischen Kardinalsymptomen auch Defizite stirnhirnassoziierter kognitiver Funktionen zum Krankheitsbild. Thiel et al. (2003) fanden unlängst Entscheidungsdefizite bei Parkinsonpatienten in der Iowa Gambling Task (IGT), die mit Minderaktivierungen im Bereich des orbitofrontalen Cortex einhergingen. Unklar ist jedoch noch, welchen Einfluss exekutive Funktionen und die Verarbeitung von Rückmeldungen auf die Leistungen in einer Entscheidungsaufgabe mit expliziten Regeln haben.
Methoden:
Bislang wurden 17 nicht-demente Parkinsonpatienten und 17 hirngesunde Kontrollprobanden (KG) mit einer neuropsychologischen Testbatterie und einer Risikoentscheidungsaufgabe (Würfelspielaufgabe, WSA) untersucht. Ähnlich wie bei die IGT bietet die WSA verschiedene Wahlmöglichkeiten, die mit unterschiedlichen Gewinnen und Verlusten assoziiert sind. Im Gegensatz zur IGT sind bei der WSA die Regeln für Gewinne und Verluste und die einzelnen Gewinnwahrscheinlichkeiten explizit.
Ergebnisse:
Die Patienten wählten im Vergleich zur KG signifikant häufiger die längerfristig ungünstigen Alternativen (Max.=18; PG: Mittel=10.29, sd=4.3 vs. KG: Mittel=4.9, sd=4.1; p=.004). Die Patienten nutzten im Vergleich zur KG signifikant seltener negatives Feedback (Geldverlust), das der Wahl einer ungünstigen Alternative folgte für den Wechsel auf eine vorteilhafte Alternative (genutztes negatives Feedback im Verhältnis zu erhaltenem negativen Feedback: PG: Mittel=37.44%, sd=24.9 vs. KG: Mittel=71.88%, sd=26.3; p=.004). Die Wahl der ungünstigen Alternativen korrelierte sowohl mit der Leistung im Modified Card Sorting Test (r=.49, p=.04) als auch mit der Verarbeitung negativer Rückmeldungen (r=-.82, p<.001).
Schlussfolgerung:
Entscheidungsdefizite bei Parkinsonpatienten sind mit exekutiven Leistungen sowie mit der Verarbeitung von Rückmeldungen assoziiert. Entsprechend könnten dopaminerge Dysfunktionen sowohl im Bereich des dorsolateralen präfrontalen Cortex als auch des orbitofrontalen Cortex ein neurales Korrelat der Entscheidungsdefizite darstellen.
Thiel, A., Hilker, R., Kessler, J. et al. (2003). Activation of basal ganglia loops in idiopathic Parkinson's disease: a PET study. J Neural Transm, 110, 1303–1311.