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Theoretische Überlegungen zur Entstehung von Gewalt in Protesten: Eine situative mechanismische Erklärung
Ist Teil von
Berliner journal für Soziologie, 2015-12, Vol.25 (4), p.491-518
Ort / Verlag
Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden
Erscheinungsjahr
2015
Link zum Volltext
Quelle
SpringerLink
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Der Artikel verbindet neuere Erkenntnisse der Soziologie, Kriminologie, Sozialpsychologie und Neurowissenschaften, um eine mechanismische Erklärung der Entstehung von Gewalt in an sich friedlichen Protesten zu skizzieren. Die diskutierten theoretischen Überlegungen verknüpfen Charles Tillys und Sidney Tarrows relationale Soziologie mit Randall Collins’ emotionsbasierter Gewalttheorie und Herbert Blumers Symbolischem Interaktionismus. Ziel ist es, zu einer Theorie mittlerer Reichweite beizutragen, die die Entstehung von Gewalt in generell friedlichen Protesten schlüssig und empirisch überprüfbar erklären kann. Der Beitrag geht davon aus, dass nicht Motivationen oder Strategien von Demonstrierenden oder PolizistInnen wesentliche Faktoren für die Entstehung von Gewalt in Protesten sind, sondern situative Interaktion, Emotion und Interpretation das Phänomen erklärbar machen: Spezifische Kombinationen von Interaktionen im Protestverlauf bilden relationale Prozesse, die den von Collins konzipierten emotionalen Mechanismus „Anspannung und Angst“ auslösen. Zusammen mit dem Mechanismus „emotionale Dominanz“ bildet er den von Collins beschriebenen emotionalen Prozess des „Angriffs auf Schwächere“ und führt so auch in Demonstrationen an sich friedlicher Protestgruppen zu Gewalt.