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Warum nachhaltige therapeutische Veränderungen im Gehirn Zeit brauchen
Ist Teil von
Psychotherapeut, 2016-11, Vol.61 (6), p.455-461
Ort / Verlag
Munich: Springer Medizin
Erscheinungsjahr
2016
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Erfolgreiche Psychotherapien erfordern strukturelle und funktionale Änderungen in limbischen Zentren des Gehirns. Diese sind allerdings in Art, Wirkungsweise und Dynamik verschieden. Ein Hauptfaktor ist die „therapeutische Allianz“, d. h. das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut, das über die Ausschüttung des „Bindungshormons“ Oxytozin die Stresshormone senkt sowie die Produktion von Serotonin und hirneigenen Opioiden erhöht. Dadurch erfolgt meist eine schnelle Besserung der Befindlichkeit des Patienten. Allerdings ergeben sich hierbei nicht die nachhaltigen Veränderungen, die bei schwereren psychischen Erkrankungen notwendig sind. Diese finden erst statt, wenn dysfunktionale Gewohnheiten des Fühlens, Denkens und Handelns, die vorwiegend in den Basalganglien (Striatopallidum, Nucleus accumbens) und der Amygdala verankert sind, eine Reorganisation erfahren. Es handelt sich dabei vornehmlich nicht um einen explizit-kognitiven, sondern einen implizit-prozeduralen Lernvorgang, der nach ausgedehnter Ressourcensuche viel Zeit und geduldiges Einüben neuer emotionaler Einstellungen und Handlungen benötigt. Bei dieser Reorganisation spielt offenbar die durch Oxytozin und Neurotrophine wie „brain-derived neurotrophic factor“ (BDNF) ausgelöste Neubildung von Nervenzellen in den Basalganglien und im Hippocampus eine wichtige Rolle. All dies spricht für die Notwendigkeit von Langzeittherapie bei schweren psychischen Erkrankungen.