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Autonomiefokussierung als Leitgedanke einer minimal-restriktiven Psychiatrie
Ist Teil von
Nervenarzt, 2019-07, Vol.90 (7), p.669-674
Ort / Verlag
Munich: Springer Medizin
Erscheinungsjahr
2019
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Zwang und Gewalt in psychiatrischen Kliniken stellen eine sehr ernsthafte Herausforderung dar, der man nicht erfolgreich dadurch begegnen kann, dass man die Legitimität von Zwangsmaßnahmen kategorisch bestreitet oder die Gewalt, wenn sie von Patienten ausgeht, als schicksalhaft hinnimmt. Zwangsmaßnahmen stellen im Wesentlichen approximative Lösungen inter- und intrapersoneller Autonomiekonflikte dar, wenn diese nicht gewaltfrei zu lösen sind. Deshalb kann die Vermeidung von Zwang nur gelingen, wenn man die Bedürfnisse nach und die Rechte auf Autonomie aller beteiligter Personen in den Blick nimmt, die Autonomie also in den Fokus nimmt. Ziel einer autonomiefokussierten Psychiatrie ist es, die entsprechenden Rechte- und Interessenkollisionen transparent zu machen und durch geeignete präventive Maßnahmen zu vermeiden, also im Sinne einer „minimal-restriktiven Psychiatrie“ Zwang und Gewalt auf das absolut notwendige Minimum zu beschränken. Es gibt eine Vielzahl effektiver Maßnahmen, die für eine umfassende Implementationsstrategie infrage kommen. Dabei muss aber berücksichtig werden, dass die Umsetzung einzelner Elemente oder eines Gesamtkonzeptes auf der Klinikebene dynamisch von den lokalen, auch rechtlichen, administrativen, baulichen und personellen Gegebenheiten ausgehen muss. Die derzeit viel diskutierte Priorisierung der Öffnung geschlossener Stationen ist hierzu als zentrale, vorrangige Maßnahme nicht geeignet.