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Arzneimittelinteraktionen: Interaktionen zwischen körperfremden Substanzen
Ist Teil von
Nervenarzt, 2014-04, Vol.85 (4), p.417-426
Ort / Verlag
Berlin/Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg
Erscheinungsjahr
2014
Link zum Volltext
Quelle
Alma/SFX Local Collection
Beschreibungen/Notizen
Zusammenfassung
Keine Angst vor Arzneimittelinteraktionen! Sie stellen nicht automatisch einen ärztlichen Kunstfehler dar, sondern gehören als Interaktionen mit Fremdstoffen jeglicher Art, also auch Lebens- (z. B. Grapefruitsaft, Brokkoli, Grillfleisch) und Genussmitteln (z. B. Tabakrauch, Koffein, Alkohol), zum ärztlichen Berufsalltag. Der Arzt muss Interaktionen nicht auf jeden Fall vermeiden, sondern er muss im Einzelfall ärztlich therapeutisch entscheiden, wie die Therapie unter diesen Umständen geführt, ggf. abgeändert werden muss. Hierbei nutzt er zunächst seine medizinische Fachkompetenz, mit deren Hilfe er anhand der in diesem Artikel vorgeschlagenen Einteilung der Fremdstoffinteraktionen (PD1–PD4, PK1–PK3) abschätzt, ob die Medikation eines individuellen Patienten Interaktionsrisiken birgt. Um diese dann im Einzelnen zu bewerten und zu entscheiden, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, kann er sich dem mittlerweile großen Angebot an Informationsquellen im Internet bedienen, z. B. PSIAConline (http://www.psiac.de) oder MediQ (http://www.mediq.ch). Pharmakokinetische Interaktionen können einfach durch Wirkstoffkonzentrationsbestimmungen („therapeutic drug monitoring“, TDM) entdeckt, verfolgt und überwacht werden. Wichtig ist, dass niemand alles weiß, auch nicht der Arzt! Es ist also nichts dabei, jemanden zu fragen, der weiter helfen kann. Zu diesem Zweck bietet die AGATE als unabhängiges, interdisziplinäres Pharmakokompetenzzentrum unter http://www.amuep-agate.de ihren Arzneimittelinformationsdienst (AID) an. Nicht hilfreich, unmedizinisch und sogar eher kontraproduktiv sind Computerprogramme, die automatisch und ohne Berücksichtigung des individuellen Einzelfalles Medikationsbewertungen vornehmen. Fälschlicherweise wird dann davon gesprochen, dass „in einer Medikation soundso viel Arzneimittelinteraktionen aufgedeckt“ wurden, ohne zu berücksichtigen, ob bei dem betreffenden Patienten tatsächlich neue Symptome aufgetreten sind. Sollten sie auch noch ihre Bewertungen durch rote Ausrufezeichen oder Bewertungen nach Ampelsystem veranschaulichen, so verbreiten sie nur Angst und Schrecken, statt zu helfen.