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Zusammenfassung
In Deutschland ist seit 2010 die Auseinandersetzung um sexuelle Gewalterfahrungen, auch über die umfangreichen Aktivitäten des bzw. der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs (UBSKM), mehr in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und auch des Gesundheitssystems gerückt. Sexuelle Gewalt gilt in jedem Lebensalter als belastende Erfahrung und kann sich auf das weitere Leben körperlich, psychisch und/oder sozial nachhaltig auswirken. Es gilt als belegt, dass mehr als die Hälfte der erwachsenen Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Kindheit und Jugend sexuelle Gewalt erleben mussten. Bei einem Teil der Betroffenen beeinflussen die Folgen dieser Gewalterfahrungen, die oft mit Vernachlässigung und körperlicher Gewalt einhergehen, den Krankheitsverlauf maßgeblich. Der frühzeitigen Beratung und therapeutischen Unterstützung betroffener Kinder und Jugendlicher ist entsprechend Rechnung zu tragen und die Versorgung dieser Personengruppe zu optimieren. In diesem Beitrag werden die Prävalenz sexueller Gewalterfahrungen, mögliche gesundheitliche und soziale Folgen und die Versorgungssituation betroffener Kinder, Jugendlicher und Erwachsener in verschiedenen Bereichen des Hilfesystems erörtert. Dabei wird eine Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, Rahmenempfehlungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Versorgungsrealität sowie den Bedürfnissen Betroffener deutlich.