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Unter den Gnomen Heraklits, in denen der Tadel gegenüber verschiedenen Formen der damaligen hellenischen Götterverehrung, bzw. der Ausübung von kultischen Handlungen vorgebracht wird, heben sich diejenigen hervor, die sich auf die Mysterienriten und die Mysterienkulte beziehen. Darunter werden bei Heraklit einerseits die eleusinischen und dionysischen, bzw. Orphischdionysischen Mysterien verstanden, und andererseits gewisse Elemente des Mysterienkultes in der Verehrung des chthonischen Dionysos, was in den Gnomen über das lenäische Fest und über die Lenen und Bakchen als Teilnehmer an diesem Fest zum Ausdruck kommt. Hinter Heraklits Angriff gegen Mysterienkulte verbirgt sich eigentlich die Auseinandersetzung mit den Orphikern, die ihre Lehre von der Unsterblichkeit der Seele mit dem Mythos von Dionysos Zagreus oder dem chthonischen Dionysos in Verbindung setzen. Im Gegensatz zur orphischen Überwindung des Todes durch das unsterbliche Leben der Seele und die Trennung von Seele und Leib, wird bei Heraklit die Einsicht in die Selbigkeit und Einheit von Leben und Tod gewonnen, sowie in die sterbliche Unsterblichkeit der sich selbst einverleibenden Seele. Der unheiligen und scheinbaren Einweihung der kultischen Mysterien setzt Heraklit die wahre Einweihung in das Geheimnis des Weisen entgegen, die in der Selbsterkenntnis als der Homologie zwischen dem Logos der menschlichen Seele und dem immer seienden Logos selbst besteht.